Sonntag, 30. Oktober 2016

Milch selbst verarbeiten - lecker und ursprünglich

Milch ist eklig! Schon als Kind bekam ich sie nur schwer durch den Hals. Wenn dann auch noch Haut drauf war ... Also trank ich keine. Statt dessen gab ich mich Käse, Joghurt & Co. hin. Mit der Geburt meiner Kinder musste ich mich der weißen Widerlichkeit wieder stellen. Jedes Milchkochen während der Schwangerschaft wurde ein Wettstreit zwischen Kind-mit-Milch-versorgen und dem Wunsch, schnell dem Würgen ein Ende zu setzen.

Seit ein paar Wochen holen wir die Milch frisch vom Bauern. Manchmal ist sie noch ganz warm. Ich wollte einfach mal probieren, wie das Butter- und Käsemachen geht. Wo die Milch schon mal da war, habe ich einen Finger in den Rahm gesteckt und abgeschleckt. Gar nicht mal so übel! Logisch, Sahne mag ich ja. In meiner Erinnerung war in der Flasche auf der Milch oben immer eine dicke harte Schicht, die sich total eklig fand. Die Milch kann bei uns zu Hause jetzt einige Tage im Kühlschrank stehen. So fest wie in meiner Kindheit, habe ich die Rahmschicht noch nicht wieder vorgefunden. Sie ist immer cremig. Damit war der Schritt zum Milchprobieren auch nicht mehr weit. Zuerst habe ich sie in Haferbrei probiert. Dabei habe ich darauf geachtet, dass sie nicht kochte, sondern nur heiß wurde. Das Ergebnis war ein cremiger, leckerer Haferbrei. Ich wurde mutiger und nahm einen winzigen Schluck. Das war unglaublich! Die Milch war cremig, umschmeichelte samtig den Gaumen und schmeckte süß. Ich weiß jetzt nicht, wie viel Fett diese Milch enthält, aber der Unterschied zu verarbeiteter Milch ist leicht zu erkennen. Wirklich ein Unterschied von Tag und Nacht. 

Es gibt ja viele Prozesse, die die Milch bei der Vorbereitung für den Verkauf durchlaufen muss: Beim Bauern wird sie nach dem Melken in einen Tank gegeben und bei stetiger Kühlung gerührt, bis der Tankwagen kommt und alles abpumpt. In der Molkerei wird die Milch erhitzt. Für homogenisierte Milch werden außerdem die Fettmoleküle zerkleinert, die Milch wird mit Ultraschall behandelt ... Was spricht dagegen, dass Milch aufrahmt? Einfach schütteln, und das Fett ist wieder in der Milch verteilt.

Wir haben inzwischen Sahne, Butter, Buttermilch, Butterfett und Frischkäse hergestellt. Alles sehr lecker! Die Rezepte und Videos werde ich hier veröffentlichen.


Dienstag, 18. Oktober 2016

Ran an die kalte Jahreszeit - barfuß kein Problem

Jetzt ist es nicht mehr zu leugnen: Der Herbst kommt! Ich wurde jetzt auch schon öfter gefragt, wie ich mich auf die kalte Jahreszeit vorbereite. Vorbereiten? Naja, ich laufe halt barfuß. Der Körper passt sich den neuen Gegebenheiten schon an. Man muss ihm nur die Chance dazu geben. Wir hatten heute Morgen 8,5 °C und kleine Pützen vom gestrigen Regen. Und ich muss sagen, meine Erfahrung aus dem Februar, als ich mit dem Barfußlaufen gestartet bin, hat sich bestätigt: Wenn es kalt genug ist, fühlt sich das Pfützenwasser ganz angenehm an. ;-) 

Um sich auf die kalten Temperaturen vorzubereiten, muss man sich diesen also einfach nur aussetzen. Ich gehe gern ums Haus, durchs kalte, nasse Gras. Morgens weckt mich das, abends bringt es mir den Extra-Kick Wärme. Ich habe, seit ich vor zehn Monaten mit dem Barfußlaufen begann, im Bett keine kalten Füße mehr gehabt. Ich schlafe seitdem logischerweise viel besser. Kalte Füße zählen meiner Meinung nach zu den größten Übeln im Leben eines Menschen. Blöd, wenn man dagegen nichts unternimmt. ;-) 

Was mache ich noch? Ich sehe zu, dass die Hornhaut immer schön glatt ist. Dann kann sich kein Dreck in irgendwelche Risse setzen und man braucht die Füße tatsächlich nur abzuwischen und muss nicht schrubben. Ideal ist dafür eine Hornhautfeile. Die wird trocken benutzt. Super! :-) Außerdem achte ich darauf, dass ich warm angezogen bin. Gerade am Beginn des Tages, wenn alle System noch nicht so ganz hochgefahren sind, hilft das gegen das Auskühlen. Auf Schnupfen kann ich echt verzichten.

Es gibt natürlich auch Tage, da können mich alle mal. Da möchte ich mich einfach zurückziehen und ganz eingekuschelt sein. Da ziehe ich dann meine selbstgestrickten Wollsocken an. Die haben genügend Weite, dass sie den Fuß nicht einengen. Er bleibt schön warm, und ich habe die nötige Abgrenzung gegen die kalte Welt da draußen. ;-)

Meine Schuhe habe ich nicht alle weggeworfen. Manchmal ziehe ich meine Highheels an. Aber ehrlich? So richtig Spaß bringen mir die nicht mehr. Alles eng und unflexibel. 

In der letzten Woche bin ich das erste Mal beim Zumba gewesen. Das wird in unserem Sportverein angeboten. Ich hatte mal Lust, was Neues auszuprobieren. War für meine Füße ganz schön anstrengend. Keine Blasen oder so. Ich habe ja schon ziemlich feste Haut, aber meine Sprunggelenke haben "HURRA" geschrien. Das war eine ganz schöne Herausforderung. Es wurde viel gesprungen. Bei den Tanzschritten kommt man ja auch besser weg, wenn man auf dem Ballen steht. Da mussten die Muskeln und Bänder im Fuß ordentlich was leisten. Da gönne ich ihnen dann später auch meine Croc, darin können sie sich mal so richtig fallen lassen. Auch ein warmes Fußbad ist angenehm.

Fazit: Die kalte Ganzkörperdusche muss man sich nicht antun - außer man steht darauf - die Füße regulieren die Temperatur für den Körper. Den Rest des Körpers schön warm anziehen und losgehen. Und: Immer schön auf den Körper hören. Nichts erzwingen. Wenn die Füße eine Pause brauchen, muss man sie ihnen geben, sonst machen sie's nicht mehr lange.


Dienstag, 11. Oktober 2016

Wenn der kleine Hunger kommt ...

Das Abendessen war verspeist, aber mein Liebster zeigte noch diesen gewissen Blick. Du weißt schon, irgendetwas fehlt noch, damit man so richtig zufrieden ist, aber man traut sich nicht, es auszusprechen. 

SIE: Na, komm' schon, was willst du noch essen?
ER: Wir haben doch noch Kirschen, oder?
SIE: Ja.
ER: Kirschen mit Vanillepudding, das wäre es was.
SIE: Soll ich dir Pudding kochen?
ER: NEIN. Natürlich nicht. Aber wäre lecker ...
SIE: steht auf und kocht Pudding.

Soweit so gut. Aber am nächsten Tag stand noch die Hälfte von dem Pudding im Kühlschrank. Also schon wieder ein Rest, den ich nicht verkommen lassen wollte. Was kann man also mit einem Schälchen Vanillepudding machen? Essen. Aber kann man es auch noch in einem anderen Gericht verwenden - als Zutat?

Apfelstrudel mit Vanillesauce! Genau. Mein Mann isst am liebsten den Apfelstrudel im Blätterteig, aber dafür hatte ich nicht genug Butter im Haus. Deshalb habe ich einen einfachen Strudelteig geknetet. Äpfel hatten wir ja reichlich da, und unsere Rumrosinen sind auch noch nicht wesentlich weniger geworden.





Apfelstrudel mit Vanillesauce

So wird's gemacht:

Für den Teig:
250 g Mehl, 1 kleines Ei, 1 Esslöffel Butter oder Schweineschmalz, 6 Esslöffel lauwarmes Wasser (aktiviert den Kleber im Mehl), 1 Esslöffel Essig

Alle Zutaten zu einem Teig verkneten, eine Kugel formen, dünn mit flüssiger Butter bestreichen und an einem warmen Ort etwa dreißig Minuten ruhen lassen. Danach den Teig auf einer bemehlten Fläche sehr dünn ausrollen. - Man sollte eine Zeitung dadurch lesen können, so weit treibe ich es aber nie. ;-)

Für den Belag:
6 mittelgroße Äpfel, 5 Esslöffel Rumrosinen, etwas Butter, gehackte Haselnüsse, Semmelbrösel

Die Äpfel schälen und in kleine Stücke schneiden, mit den Rumrosinen und den gehackten Haselnüssen vermengen. Den ausgerollten Teig dünn mit flüssiger Butter bestreichen und mit dem Semmelmehl bestreuen. Die Apfelmasse auf den Teig geben, die Ränder dabei frei lassen und über die Apfelmasse klappen. Jetzt vorsichtig den Strudel aufrollen, und mittels Backpapier auf ein Blech legen. Jetzt noch den Strudel mit flüssiger Butter oder Schweineschmalz bestreichen und ab in den auf 180 °C vorgeheizten Ofen (Umluft). Nach etwa 30 Minuten war mein Strudel fertig.

Für die Sauce:
Den restlichen Vanillepudding habe ich mit Vollmilch verlängert und aufgeschlagen. Noch etwas gemahlene Vanille hinzu - fertig!

Das war ein wirklich leckerer Strudel - fand ich. Mein Mann fand ihn zu fad. Ich hatte keinen Zimt mehr im Haus. :-( Aber Äpfel immer in Verbindung mit Zimt zu essen, finde ich langweilig. Deshalb werde ich beim nächsten Mal etwas Ingwer unter die Apfelmasse geben. Das wird bestimmt ein Geschmackserlebnis. :-)

Wie viele Klingen braucht der Mensch?

Mein Mann und ich saßen mal wieder gemütlich auf dem Sofa, um uns einen Film im Fernsehen anzuschauen. Das machen wir nicht mehr allzuoft, da uns die Werbung nervt und wir selten interessante Beiträge finden. Wie auch immer - es war Werbepause. Ein im Gesicht eingeschäumter Mann produzierte sich auf dem Bildschirm und entfernte sich seine Stoppel - ich bezweifle, dass er welche hatte, aber das ist ein anderes Thema - mit einem Rasierer der sechs (?) Klingen hatte. Egal, ob vier, fünf oder sechs: Wer braucht mehr als eine Klinge? Wie soll das gehen? Wo ist der Sinn? Warum soll man so viele Klingen benutzen, wenn eine ausreicht?

Wir fanden dafür keine Erklärung und ließen diese Botschaft einfach mal im Raum stehen. Bis gestern Abend! Da wurde doch tatsächlich ein One Blade Rasierer angepriesen! Hatten wir das nicht schon mal? 

Mein Vater hatte früher so einen Rasierapparat, in das eine Rasierklinge gesteckt und unten eine Stiel drangeschraubt wurde. Für die Klingen gab es noch eine Apparatur zum Schärfen, so dass man die mehrfach benutzen konnte. Mein Mann benutzt ein Rasiermesser, dass er auf mit Riemen und einem Schleifstein scharf hält. Ich muss sagen, beide Männer hatten nach der Rasur immer sehr glatte, stoppelfreie Haut.


Wer in aller Welt braucht man mehr als eine Klinge zum Rasieren?

Sonntag, 9. Oktober 2016

Apfel, Tausendsassa!

Vitamine für den Winter speichern

Jetzt ist der Boskop reif. Endlich! Unsere Küche wird jetzt wieder zum Schlachtfeld, denn inzwischen ist auch mein Mann ein Resteverwerter. Manchmal schaut er mich kopfschüttelnd an, aber grundsätzlich findet er die Idee interessant, die Lebensmittel bis zum letzten Bisschen zu verwerten. 





Madeira hilft bei der Ernte
So haben wir uns also aufgemacht, Äpfel zu pflücken. Eigentlich wollte ich diese im Keller einlagern, damit wir auch in den nächsten Wochen welche für unsere Pferde haben. Als ich abends strickend vor dem Fernseher saß, drang leise das Geräusch unseres Slowjuicer an mein Ohr. Das konnte nur eines bedeuten: frischen Apfelsaft. Einen Teil fand ich im Kühlschrank, den Rest eingefroren. Gute Idee. Macht nicht nur viel weniger Arbeit, als wenn man den Saft kocht, es bleiben auch viel mehr Inhaltsstoffe erhalten. 

Trester enthält noch viele Inhaltsstoffe
Den Trester hat mein Mann auf einem Backblech ausgebreitet und auf dem Ofen getrocknet. Das wird ein Super-Futter-Zusatz für unsere Pferde im Winter. Hinzu kommen noch Hagebutten, die wir noch sammeln müssen. Damit wollen wir aber bis nach dem ersten Frost warten, weil dann der Vitamin-C-Gehalt am höchsten sein soll.

Die Reste geschälter Äpfel trockne ich für Apfeltee, danach kommen die Schalen auf den Kompost und zurück in den Garten. :-)



Ansonsten gab es noch Apfelkuchen, Apfelstrudel mit Vanillesauce, Apfelmus, Apfeltee ... ;-)

Apfelstrudel mit Vanillesauce
Pancake mit Apfelmus





Dienstag, 4. Oktober 2016

Picknick mal anders

Vor ein paar Tagen traf ich mich mit einer Freundin zum Spielen mit den Pferden. Solche Treffen verbinde ich gern mit einem Picknick. Man hat dann noch die Möglichkeit, bisschen zu quatschen, während man den einen oder anderen Happen zu sich nimmt. 

Meine Mutter hat früher zwei Scheiben Brot mit Butter beschmiert, auf die eine Wurst oder Käse gelegt und dann alles zusammengeklappt. Wenn man dieses Doppeldeckerbrot noch in mundgerechte Happen schneidet, kann man mit anderen gut teilen. Das waren immer interessante Erfahrungen. Revolutionär war es, ein hart gebratenes Ei auf dieses Brot zu legen oder - wie schräg - Gemüse statt der Wurst zu nehmen. ;-)

So langsam erholt sich unsere Gesellschaft von den Entbehrungen der Kriege des letzten Jahrhunderts. Das spiegelt sich auch in unserem Essen wieder. Ich habe mein Schulbrot gehasst. Häufig ist es abends auf dem Nachhauseweg in hohem Bogen in der Jauchegrube gelandet - die flossen damals in den 70er noch ungehindert durchs Dorf und waren normal. Oder es verschimmelte im Ranzen. Das war übel, denn da konnte schon das eine oder andere Schulheft drunter leiden. Ich habe mir damals keine Gedanken darüber gemacht, wo das Essen her kam. Entscheidend war: Schmeckt es oder nicht!

Aber zurück in die Gegenwart. Es befassen sich inzwischen ja viele Menschen mit Alternativen zu unseren gewohnten Speisen. Neulich sah ich einen Beitrag im Fernsehen, in dem eine Food-Bloggerin gerollte Weizen-Tortilla-Fladen als Schulbrot anpries. Das war die Idee für mein Picknick! :-)

Erstmal musste ich das passende Rezept finden. Einfach nach Tortilla zu suchen, bringt nicht weiter, da Tortilla auch so eine Art Omelett in Spanien ist. Mit Weizen-Tortilla-Fladen hatte ich dann mehr Glück. Aber die Rezepte unterscheiden sich schon sehr. Ich habe mich für dieses einfache Rezept entschieden:


Weizenmehltorillas

Das brauche ich dafür:

200 g Mehl, 150 ml Wasser, 1 TL Backpulver, 1/2 TL Salz

Alle Zutaten miteinander verrühren, 15 min. ruhen lassen. Der Teig ist recht weich, deshalb muss er auf einer gut bemehlten Fläche ausgerollt werden. Die etwa 1 mm dicken Fladen in einer beschichteten Pfanne ohne Fett von beiden Seiten kurz backen. Wenn die Fladen länger gebacken werden, trocknen sie aus und lassen sich nicht mehr rollen. Deshalb darauf achten, dass die Pfanne schön heiß ist.

Die Tortillas können auch aus anderen Mehlsorten hergestellt werden. Aber hier bitte auf die Konsistenz des Teigs achten. Dinkelmehl ist beispielsweise durstiger als Weizenmehl.



Fülle womit du magst:

Ich habe einen Fladen mit Pflaumenmus bestrichen und mit einer Banane belegt. Man könnte auch noch gehackte, geröstete Nüssen drauf streuen und statt des Muses Erdnussbutter nehmen. Die pikante Variante besteht aus Senf und einem Wiener Würstchen.

                
Statt Pflaumenmus kannst du auch
Erdnussbutter nehmen
Wer es herzhaft mag, kann gut
Fleischreste in der Tortilla einrollen











Essensreste einwickeln

Diese Tortillas sind auch sehr gut geeignet, um Essensreste zu verbrauchen. 

Gyrosrolle:

Den Fladen mit Tzatziki bestreichen, die Reste des Gyros und Kraufsalat daraufgeben und einrollen.

Chili-con-carne-Rolle:

Saure Sahne oder Cremè fraiche auf den Fladen streichen, Chilireste darauf - fertig. Lecker! :-)

Quarkrolle:

Den Quark gut abtropfen lassen - am besten über Nacht - dann mit Obst und Honig oder Xucker vermischen, auf die Fladen streichen. Weil der abgetropfte Quark schön fest ist, kann diese Rolle auch gut das alte Pausenbrot ersetzen.


Also ran an die Fladen!







Montag, 3. Oktober 2016

Weniger Grenzen - mehr Vielfalt

Das Jahr, indem DDR und BRD wieder ein Land wurden, teilt mein Leben in zwei Teile. In der DDR aufgewachsen, ausgebildet, drei Kinder geboren, war ich in dem Jahr an dem Punkt, wo ich mich fragte, was denn noch im Leben kommt. Dass man aus der Rolle tanzen kann, war mir nicht klar, das wurde mir früh aberzogen: Es war klar, wo ich krankenversichert war. Es gab ja nur eine Kasse. Der Vergleich der Konditionen bei den verschiedenen Kreditinstituten lohnte sich nicht, war ja alles zentral geregelt. Das Einkaufen war einfacher, weil man gekauft hat, was da war und nicht die Woche über mit Aktionsflyern überschüttet wurde. Die Kinder wurden betreut, während ich arbeitete. Aber eine Wahl hatte ich nicht. Das hat mich damals nicht gestört, weil ich noch so jung war und mit drei kleinen Kindern und einem 40-Stunden-Job genug um die Ohren hatte. 

Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Manchmal nervt es mich, dass ich schon wieder eine Entscheidung treffen muss. Aber: Ich treffe sie. Niemand anderes, keine Behörde. Ich konnte studieren, ohne dass ich einer Partei angehören musste. Ich konnte meine Jugendträume leben und bin glücklich darüber. Natürlich war das Leben in der "neuen Welt" nicht immer einfach, aber ich finde, es war wert, diesen Preis zu bezahlen. Den Preis der Bequemlichkeit. 

Ein Hoch auf die Vielfalt: auf Broiler, Kinderkrippen, Weißwurst und Mallorca.


Habt alle einen schönen Tag der deutschen Einheit mit euren Freunden! :-)

Montag, 26. September 2016

Meine erste Fischsuppe

Ich liebe Fisch. Ich wurde quasi mit Fisch großgezogen: Dorsch mit Petersiliensoße, saurer Hering, Sahnehering, grüner Hering mit Bratkartoffeln, Aalquappen in Gelee, gebratener Hornfisch, Sprotten mit Brötchen, frisch geräucherter Bückling, Heringssalat ... Mir tropft der Zahn, wenn ich daran denke. 

Als ich vor einigen Monaten mit meinem Geschwistern in unserer Geburtsstadt unterwegs war, kamen wir natürlich an Fisch nicht vorbei. Es war herrlich, am Hafen zu sitzen bei einem leckeren Fischgericht. Die Gerüche brachten so viele schöne Augenblicke unserer Kindheit zurück. 

Seit Fisch zu einem Luxusgut geworden ist, steht er bei mir selten auf dem Speisenplan. Meist habe ich aber etwas TK-Kabeljau im Gefrierschrank. Aktuell findet sich dort auch noch Rotbarsch, aber den hebe ich mir für die nächste Woche auf. Da mache ich Backfisch mit Kartoffelsalat draus. ;-)

Gestern war also der Kabeljau dran. Ich wollte mich das erste mal an einer Fischsuppe probieren. Deshalb habe ich das Internet nach Rezepten durchforscht. Mir war danach klar, dass ich eine weiße Suppe haben wollte. Die hatte ich noch nie gegessen. Ich brauchte neben Fisch also noch was zum Binden und Weißwein. Alles gefunden, also ran an die Suppe!


Fischsuppe, gebunden

Das brauchte ich dafür:

1 Glas Fischfonds, 200 ml halbtrockenen Weißwein, 1 mittelgroße Zwiebel, 20 g Butter, 3 mittelgroße, mehligkochende Kartoffeln, 100 ml Schlagsahne, eine Handvoll TK-Gemüse, Salz, Pfeffer

Die Zwiebel habe ich in kleine Würfel geschnitten und in der heißen Butter glasig werden lassen. Die Kartoffel habe dann klein geschnitten dazu gegeben, kurz angehen lassen und danach Weißwein und Fischfonds aufgefüllt. Das musste jetzt mit geschlossenem Deckel so lange kochen, bis die Kartoffeln gar waren. Inzwischen habe ich den Fisch in kleine Stücke geschnitten.

Nach etwa 20 Minuten waren die Kartoffeln gar, so dass ich sie im Topf pürieren konnte. Danach habe ich die Sahne hinzugegossen, alles aufkochen lassen und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Ich hatte nur schwarzen, aber der fiel später in der Suppe nicht auf. ;-) Danach das Gemüse und den Fisch rein. Das Gemüse war überhaupt nicht aufgetaut, der Fisch angetaut. Ich habe die Suppe noch etwa zehn Minuten leicht simmern lassen. Danach stand sie noch zehn Minuten rum. Danach war alles gar. Ein letztes Mal abschmecken, essen.

Das war eine wirklich leckere Suppe. Die Kartoffeln waren nicht herauszuschmecken, die Säure des Wein war genau richtig, um den Fisch zu unterstützen. Leckeres Abendessen.

Sonntag, 25. September 2016

So viel Brokkoli

Mir war gar nicht klar, dass wir so viel Brokkoli im Haus haben. Wir haben eingekauft, weggelegt, aber ohne System. Wie sagt man doch: "Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe", oder? Ich als Logistiker bewahre mir mein Fachwissen ganz offensichtlich auch fürs Berufsleben auf. Irgendwie sinnfrei. Jetzt wird hier aber so richtig aufgeräumt. ;-)

Es geht also dem Brokkoli an den Kragen. Was habe ich für Möglichkeiten? Brokkolisuppe habe ich schon häufig gemacht. Aber bei den warmen Temperaturen habe ich auf Suppe so gar keinen Appetit. Braten wäre gut und dazu etwas Frisches. Klops mit Joghurtsauce war der Ansatz.


Brokkolibratlinge

Dafür brauchte ich:


400 g TK-Brokkoli (den wir reichlich haben, komplett auftauen), 50 g Emmentaler (habe ich gekauft, reiben), 40 g Semmelbrösel (aus altem, selbst gebackenem Brot hergestellt), 2 Bio-Eier (die habe ich von Annegret und Manfred bekommen), 1 TL Wasabi (der vegetierte im Kühlschrank so vor sich hin), 1 EL Schweineschmalz (das hatte ich noch, Kokosfett war alle), 3 EL griechischen Joghurt (den musste ich kaufen), 1 EL Lauchzwiebelringe (leider nicht aus dem Garten), Salz (das hat wohl jeder zu Hause), Brotreste (vom Frühstück übrig)


Den Brokkoli habe ich klein geschnitten. Pürieren war mir zu matschig, ich habe gerne etwas zwischen den Zähnen. Die anderen Zutaten habe ich untergerührt, flache Klopse von etwa 8 cm Durchmesser geformt und diese bei mittlerer Hitze gebraten, damit sich auch alles gut verbinden kann.

Möhrensalat stand noch im Kühlschrank, den Joghurt habe ich pur genommen und nur ein paar Lauchzwiebelringe drübergestreut. (Die habe ich meinem Liebsten abgezwackt, der heute Abend Flammkuchen kredenzen will.)

Bei dem Brot rechts im Bild handelt es sich um Fladenbrot, das mein Mann vor ein paar Tagen gebacken hat. Das schmeckte nicht mehr ganz frisch, deshalb habe ich es in der Pfanne mit Olivenöl ganz langsam gebraten. Das war sehr lecker!

Samstag, 24. September 2016

Neuer Urlaub - neues Projekt - Resteessen

Es liegen wieder zwei aufregende Wochen vor mir: Urlaub! Kein Urlaub ohne irgendein Projekt. In meinem Februarurlaub begann ich mit dem Barfußgehen, in diesem Urlaub kümmere ich mich mal um unsere Vorräte.

Wir haben reichlich Stauraum in unserem Haus, eine Kühl-Gefrier-Kombi, eine Kühltruhe, reichlich Schränke ... Die sind immer voll, obwohl wir von Notstand weit entfernt sind. 

Als meine Kinder noch zu Hause lebten. Wir haben immer einen Essenplan für eine Woche erstellt, danach habe ich eingekauft. Von dieser Liste haben wir dann die gegessenen Gerichte weggestrichen. Am Ende der Woche waren die Vorräte verbraucht, es wurde neu eingekauft. Aber irgendwann später hat es sich eingeschlichen, dass wir uns einen Grundstock an Lebensmitteln angelegt haben - nur, um es zu Hause zu haben. Das frisst Lagerplatz, verbraucht Strom und wird durch das lange Lagern nicht besser. 

Diesen Vorräten soll es jetzt an den Kragen! Ich bin gespannt, welche neuen Gerichte daraus entstehen. Hier werde ich darüber berichten. Also sei gespannt.

Sonntag, 4. September 2016

Caramelsirup gegen Herbstblues

Verregneter Sonntag? Mein Rezept: Sofa, Feuer im Ofen, einen alten Hollywood-Schinken und ein leckeres Heißgetränk - so richtig süß. Ja, das hilft den Endorphinen auf den Weg. Also schnell in die Küche. Ich will mich schon mal auf den Ernstfall vorbereiten, denn der Herbst steht vor der Tür. ;-)

Dafür brauche ich nur Zucker und Wasser. Aber aufpassen! Zucker brennt leicht an und schmeckt dann bitter.

Caramelsirup

Rezept:

500 g Zucker, 500 ml kochendes Wasser

Den Zucker in einen breiten Topf geben und langsam auflösen. Es dauert eine Weile, bis er sich auflöst. Aber ab diesem Zeitpunkt ist höchste Aufmerksamkeit geboten, denn jetzt kann der Zucker leicht anbrennen. Damit der langsam und gleichmäßig karamellisiert - gut rühren. Auf dem Foto kannst du sehen, welche Farbe er etwa haben sollte, wenn das Wasser hinzugefügt werden kann.


Zuerst verklumpt der Zucker, aber keine Sorge. Er löst sich schnell im Wasser auf. Jetzt noch eine Messerspitze gemahlene Vanille hinzugeben.

















Den fertigen Sirup fülle ich in Pfandflaschen mit Bügelverschluss, die ich vorher mit kochendem Wasser ausgespült habe. Er kann jetzt einige Wochen im Kühlschrank gelagert werden. Aber ich glaube nicht, dass er diese Zeit ungeschröpft überlebt. Wenn ich so rausschaue, ist gerade heute ein guter Tag, um aufs Sofa zu gehen, den Ofen anzufeuern und mit einem Caramel Macchiato einen guten Hollywood-Schinken anzuschauen ...






Sonntag, 28. August 2016

Schoko-Dinkel-Pancakes - leicht und schnell

Von meinen Freundinnen habe ich zu meinem letzten Geburtstag ein Kochbuch geschenkt bekommen. Entgegen dem Trend bin ich keine Sammlerin solcher. Bei mir zu Hause stehen Das Backbuch vom Verlag für die Frau Leipzig, 15. Auflage von 1986, und ein Bayerisches Kochbuch vom Birkenverlag München, 45. Auflage 1976, das mein Mann mit in die Ehe brachte, im Regal. Neue Rezepte besorgt mir Google. Aber meist esse ich ganz langweilig morgens Brot oder Eier - und natürlich Kaffee -  mittags gehe ich in die Kantine oder hole mit etwas in der Stadt, abends wird gekocht: Bratklopse, Nudeln, Schnitzel, Eintopf, im Sommer Salat - was man eben so in unseren Landen kennt. ;-)

Mit diesem neuen Kochbuch überkam mich geballte Inspiration. Die Bilder in diesem Buch haben mich umgehauen. So etwas von überbordender Fülle habe ich noch nie in Verbindung mit Lebensmitteln gesehen. Mein Vater hätte dazu gesagt Aasen mit Lebensmitteln. Aber mal ehrlich: Wo gehobelt wird, da fallen Späne! Wenn ich koche, sieht die Küche auch danach aus. Die Arbeitsplatte, der Fußboden, ich - alles verrät, was ich getan habe. Nun, ich bin eine leidenschaftliche Frau. ;-) Wenn ich mich einer Sache öffne, dann ganz. Eat better not less - so lautet der Titel des besagten Buches - drückt nämlich genau das aus: Scheiß auf Kalorienzählen! Scheiß auf Low Fat, Low Carb, Trennkost usw.! Ich höre auf meinen Körper! Je besser mein "Gehör" wird, desto bewusster wird mein Essen - ganz von alleine. Deshalb gab es heute morgen Schoko-Dinkel-Pancakes. Die sättigen gut und man hat so viele Möglichkeiten bei den Beilagen. Wer es deftig mag, kann sich Bacon dazu braten oder auch Eier. Ich hatte heute Appetit auf Schmadderkram und habe deshalb griechischen Joghurt draufgetan. Den liebe ich. :-)


Schoko-Dinkel-Pancakes

Hier ist das Rezept:

Ich habe sechs Pancakes aus dem Rezept bekommen. Das sind zwei Portionen - eine für heute, eine für morgen. Ich wärme die Kuchen am nächsten Tag im Toaster auf. Das geht super.



Teig:
40 g Dinkelvollkornmehl, 1 EL Kakaopulver, 1 Eiweiß, 1 TL Backpulver, 1 Prise Salz, 1/2 sehr reife Banane, Milch

Topping:

6 EL griechischen Joghurt, 1 Banane, 3 EL gehackte Haselnüsse, Ahornsirup oder Agavendicksaft

Die halbe Banane mit der Gabel zermanschen und bis auf die Milch alle Zutaten damit verrühren. So viel Milch hinzugeben, bis der Teig dickflüssig ist. Danach zehn Minuten ruhen lassen. Das Mehl quillt während dieser Zeit auf. Wenn der Teig jetzt zu fest ist, vorsichtig noch etwas Milch hinzugeben.

Eine Pfanne erhitzen und darin verteilt mehrere Kleckse des Teigs geben. Wenn die Pfanne beschichtet ist, benutze ich meistens kein Fett, ansonsten Kokosfett (wie heute). Sowie die Pancakes auf der Oberseite Löcher zeigen, können sie gewendet werden. Am Schluss die gehackten Haselnüsse so lange rösten, bis das typische Aroma zu riechen ist.

Drei Pancakes sind für mich eine Portion. Darauf gab ich 3 EL des herrlich cremigen griechischen Joghurts. Jetzt noch ein halbe in Scheiben geschnittene Banane (Die sind noch aromatischer, wenn sie in der Pfanne mit etwas Kokosfett gebraten werden.) auf den Joghurt geben und obendrauf die Haselnüsse. Wer es süßer mag, gießt noch etwas Ahornsirup oder Agavendicksaft über das ganze Frühstück.

LECKER!

Das spricht meine Seele an! Gesundes und trotzdem leckeres Frühstück.

Es war ein Genuss, die fluffiges Pancakes mit dem Joghurt zu essen.








Sonntag, 15. Mai 2016

Ballengang baut den Körper um - hilf' ihm!

Wenn ich mich entscheide, dann gibt es nur GANZ oder GAR NICHT. Deshalb habe ich am 14. Februar 2016 meine Schuhe ausgezogen und laufe seitdem barfuß. Lediglich in Eis und Schnee habe ich meine selbstgemachten Huaraches oder die genähten Ballerinas angezogen. Das hatte allerdings Folgen. Ich hatte heftigen Muskelkater, meine Sprunggelenke schmerzten, die Ballen brannten.

Jetzt, nach drei Monaten, sieht die ganze Sache schon etwas anders aus. Meine Fußsohlen werden aus kräftigen Muskeln gebildet. Die Haut ist fester geworden, so dass sie nicht mehr so empfindlich auf Steinchen und abgebrochene Zweige reagieren. Vor ein paar Tagen - wir hatten ja in den letzten zwei Wochen wirklich Glück mit dem Wetter - bin ich auf einen abgeschnittenen Rosenzweig getreten. Ein Dorn stach mir in die Fußsohle. Es piekste kurz, so dass ich nachsah. Der Dorn steckte in der Haut, aber es kam kein Blut. Ich konnte ihn einfach herausziehen. Im letzten Sommer hätte meine Haut geblutet, weil die Haut viel dünner war.

Auch die Statik meines Skeletts hat sich verändert. Bereits am dritten Tag merkte ich beim Yoga, dass meine Fußknöchel nicht mehr aneinander stießen. Meine Zehen haben den Kontakt zueinander aufgegeben. Die klebten ja fast aneinander, weil sie sonst keinen Platz in meinen Pumps gefunden hätten. Jetzt kann ich sie sogar abspreizen.

Diese Veränderungen bewirken mehr in meinem Körper als ich dachte. Die Muskeln werden anders belastet, was eine Wirkung auf die Ausrichtung des Skeletts hat. Ich unterstütze ihn deshalb mit Osteopathie. Danach bin ich zwar immer ziemlich erschöpft, aber die Bewegung hat danach eine andere Qualität. Mein Körper scheint immer mehr in der Lage zu sein, seine Möglichkeiten zusammenzufassen - als Ganzes zu agieren und nicht mit jedem Körperteil isoliert. Das spart Kraft und verursacht in mir ein Gefühl, das ich gar nicht beschreiben kann. Ich fühle, wie mein Körper von Muskeln gehalten und begrenzt wird. Es fühlt sich richtig und stark an. Das mag ich. :-)

Außerdem habe ich mir in der Anfangszeit angewöhnt, jeden Abend meine Füße zu baden. Das entspannt die Muskeln und weicht die Hornhaut auf. Die glätte ich jeden Abend mit einem leichten Bimsstein. Die Hornhaut an den Fersen ist dadurch immer schön glatt und kann so gar nicht reißen. Danach fette ich sie mit Sheabutter ein. Dadurch kann sich auch weniger feiner Staub in die Haut fressen.

Ich finde, wenn ich Körperteile nackt zeige, sollten das bei anderen Menschen keinen Ekel erzeugen. Manchmal wird mir allerdings schlecht, wenn Barfüßer Fotos ihrer Füße bei Facebook posten. Schmutzige Füße sind OK. Sie sind ja in Gebrauch. Was man das aber an ungepflegten Füßen sieht, ist manchmal echt gruselig. Die Fersen sind so voller Rhagaden, dass ich schon beim Ansehen Schmerzen habe. Als Staatliche geprüfte Kosmetikerin habe ich in den Jahren, in denen ich diesen Beruf ausgeübte, einiges gesehen. Aber meine Kunden hatten trotz aller Fehlstellungen und Probleme gepflegte Füße. Wer sich also nicht selbst um seine Füße kümmern kann, sollte sie in Fachhände geben. Sie sollen doch noch lange halten.

Tipps für Neu-Barfüßer:
  • steige um auf den Ballengang
  • erhöhe die Zeit, in denen du barfuß gehst, so langsam, dass dein Körper Zeit hat, sich an die Veränderungen anzupassen
  • ziehe auch ab und zu mal Schuhe mit Fußbett ab, z. B. Croc, um den Muskeln die Möglichkeit zum Ausruhen zu geben
  • bei Muskelkater helfen Arnica-D6-Globuli
  • pflege deine Füße, benutze naturreine Fette, die wenig Säure enthalten (unsere Haut ist basisch)
  • reinige deine Füße mit richtiger Seife (die ist basisch) oder gebe ins Wasser etwas Natron
  • unterstütze deinen Körper mit Osteopathie, damit er besser mit den Veränderungen umgehen kann
  • Du bist kein Weichei, wenn du nicht auf Split läufst. Steigere die Reize langsam.
  • Hab' Spaß!

Donnerstag, 5. Mai 2016

Ich entscheide ...

Die Natur explodiert. 
Was war das für ein herrlicher Tag heute. Die Sonne schien warm, der Wind war lau. Ringsum schießt das Grün in die Höhe, und ich war mittendrin in meinem Sommerkleid - ohne Schuhe. Als ich so durch den warmen Sand lief musste ich an den Winter denken. Was mache ich, wenn es kalt ist? Ich habe vor drei Monaten - also mitten im Winter - die Schuhe ausgezogen. Das kommt mir schon so ewig vor. Ich muss mich schon sehr darauf konzentrieren, wenn ich mich erinnern will. Barfuß zu laufen ist für mich total normal geworden. Ich suche morgens nach dem Aufstehen nicht mehr nach meinen Hausschuhen. Das Haus verlasse ich meistens barfuß. Nur zu manchen Terminen ziehe ich meine selbstgenähten Ballerinas an.

Es ist so herrlich einfach, keine Schuhe anziehen zu müssen. Jetzt schaue ich höchstens mal, ob der Nagellack zu meinem Kleid passt. Früher musste ich noch die farblich passenden Schuhe finden. ;-) Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da hatte ich nur ein schwarzes und ein weißes Paar Schuhe. Die passten immer. Aber nachdem meine Kinder weg waren, trieb ich's bunt. ;-) Mit den Jahren hat sich da die ganze Farbpaletten in meinem Schuhschrank eingefunden. Je mehr man hat, desto komplizierter wird das Leben - finde ich. Machen wir uns das Leben selbst schwer? Warum bleiben wir nicht einfach bei den einfachen, überschaubaren Dingen? Ist es die Herausforderung, etwas Neues zu entdecken oder ausprobieren zu können?

Ich kann mir ein Leben ohne iPad zwar vorstellen, ohne iPad ist das Leben nicht weniger sinnvoll als mit, aber ich genieße die Bequemlichkeit, jederzeit alles für mich Wichtige zur Hand zu haben. Ich glaube, darin liegt die Kunst, die Balance zwischen Einfachheit und Komfort zu finden. Ich mag diesen Balanceakt. Er lässt mich fühlen, dass ich lebe. Ich darf entscheiden. Ich mag es gar nicht, militant an einer Sache festzuhalten. Ich hab's mal mit vegetarischem und später auch mit veganem Essen versucht. Kann man machen. Schmeckt auch. Aber nicht jeden Tag. Nicht für mich. Ich brauche die Vielfalt, aus der ich mir aussuche, was gerade JETZT gut für mich ist.

Ein Hoch auf die Freiheit, selbst entscheiden zu können!

Dienstag, 29. März 2016

Ich hab's getan - bei C+3 und strömendem Regen!

Der Regen strömte die Windschutzscheibe herab, der Wischer lief auf höchster Stufe. Außentemperatur C+3. Gummistiefelwetter! Wer solche nicht sein eigen nennt - und auch trägt - hat heute große Chance auf richtig nasse Füße, und zwar den ganzen Tag lang. Was sollte ich dann mit meinen Selbstgenähten ausrichten? Die würden im Handumdrehen komplett durchgeweicht sein. Ich konnte direkt spüren, wie meine Füße in den nassen Sohlen platschten. Igitt! Dann doch lieber barfuß. Es ist ja noch dunkel, und kurz nach 6 Uhr sind höchstens die Hausmeister in der Speicherstadt unterwegs.

Also die nackten Füße voller Tatendrang aus dem Auto geschwungen. Der erste Kontakt mit der Außenwelt war dann doch nicht so unangenehm, wie befürchtet. Ich habe also meine Kapuze zusammengezogen und bin voller Tatendrang losmarschiert. Nach ein paar Schritten hatte mich die Realität in Form von eisiger Kälte eingeholt. Bin ich denn bescheuert? Es ist saukalt, es schüttet aus Eimern, und ich spaziere barfuß durch die Gegend.

Meine Ballen waren ganz gefühllos von der Kälte. Luftanhalten half da auch nicht. Zu den Schmerzen, die die Kälte verursachte kamen dann auch noch die pieksigen Steine. Was ich als Schuhträger sehr hilfreich fand, kann ich als Barfußträger leider nicht so leicht ertragen. Am schlimmsten war es auf dem großen Parkplatz an den Deichtorhallen. Der Asphalt ist mit einer üblen Splitschicht versehen. Möglicherweise erhöht sie bei Glätte die Haftung, aber meine Füße wären lieber drüber geschwebt. Trotzdem nahm ich den kürzesten Weg und bin nicht die Fahrbahnmarkierungen entlang gegangen. Das war mir dann doch zu blöd. Ich hatte mich fürs Barfußgehen entschieden, dann wird es auch durchgezogen! Manchmal fiel mir ein, das Atmen ganz gut wäre. Ich pumpte wie ein Maikäfer.

Schön war es, als ich endlich in der Speicherstadt ankam. Da konnte ich auf der Fahrbahn gehen, die mit Kopfsteinen gepflastert ist. Die sind so herrlich glatt. Die unregelmäßige Form tut meinen Füßen gut: keine rauhen Oberflächen, keine scharfen Kanten. Ich konnte durch Pfützen patschen und musste mir keine Gedanken über nasse Schuhe machen. Das war schon schön. Eigentlich sollte ich öfter mal so etwas "Verrücktes" tun. Das bringt sicherlich Schwung ins Leben. ;-)

Trotzdem war ich froh, als ich endlich die Eingangstür aufziehen konnte und im Fahrstuhl auf der weichen Schmutzfangmatte stand. Meine Füße fingen fast sofort an zu glühen, mein Atem entspannte sich. Ist das schön, wenn der Schmerz nachlässt.

Fazit: Nur die Harten komm'n in'n Garten! Ich bin froh, dass es Frühling wird. :-)

Mittwoch, 16. März 2016

Meine Füße sind Thermostate

Heute Morgen waren schon wieder Minus Fünf. So langsam nerven mich die Temperaturen, denn neben meinen selbstgenähten Treterchen muss ich immer noch Söckchen anziehen, damit meine Füße auf dem Weg ins Büro nicht total gefühllos werden. Gestern hatte ich allerdings Strumpfhosen an – Feinstrumpfhosen. Das war ein Fehler! Offensichtlich verursachen die eine stärkere Reibung als meine Baumwollsocken, so dass mir jetzt noch die Ballen brennen. Wieder was gelernt. ;-)


Aber cool ist es schon zu beobachten, welch ausgeklügeltes Klimasystem in uns installiert ist. Meine Fußsohle kann ich nach etwa fünf Minuten auf den eiskalten Steinen fast nicht mehr fühlen. Dann setzt der Turbo ein und heizt. Damit kehrt auch das Gefühl zurück. Das ist der Unterschied, der mir im Gegensatz zu meiner Zeit in Schuhen besonders auffällt. Wenn die Füße in Schuhen erstmal kalt waren, wurden sie nur noch kälter, aber auf keinen Fall wärmer. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, jetzt die paar Minuten durchzustehen. Wenn ich im Büro bin, ziehe ich Strümpfe und Treterchen aus. Meine Zehen sind rot und warm. Ich finde auch keine leichten Erfrierungen, wie man vermuten könnte. Die exponierten Stellen sind besonders rot – da glüht der Ofen. Wenn mir kalt ist, ziehe ich lieber eine Jacke über, als die Socken wieder an. Das wärmt mich schneller. Die Füße scheinen so etwas wie Thermostate für den Körper zu sein. Da wäre es doch widersinnig, sie einzupacken. Das mache ich mit dem Temperaturfühler an meiner Heizung ja auch nicht.

Samstag, 12. März 2016

Wohlfühlprogramm vs. Pflastermüdigkeit

In der letzten Woche war ich täglich auf den harten Wegen Hamburgs unterwegs. Was für ein Unterschied zu den weichen Waldwegen, die ich bislang in meiner Barfußkarriere gegangen bin. Obwohl es nicht so kalt war, wie in den Tagen, als ich mit dem Barfußgehen startete, hatte ich das Gefühl, meine Fußsohlen verabschieden sich von mit, speziell die Ballen. Genau an den Stellen, an denen ich früher, als ich noch im Tae Kwon Do aktiv war, dicke Hornplatten hatte, sind die Ballen gereizt. Ich vermute die Ursache in der Reibung zwischen der Fußsohle und dem Sohlenleder meiner Ballerinas. Demnach sollte sich das Problem bei wärmeren Temperaturen erledigen, da ich dann keinen Kälteschutz mehr benötige. 

Obwohl meine Fußmuskeln sich in den ersten Wochen gut entwickelt hatten, war das harte Straßenpflaster anstrengend. Pflastermüdigkeit entsteht also nicht nur, wenn man in Schuhen auf den künstlich angelegten Wegen unterwegs ist. Ich war abends sehr müde. Meine Füße schmerzten. Aber es schmerzten die Muskeln und nicht wie früher die Knochen. Das lässt ja schon mal hoffen. ;-) Was also tun? Ich bin froh, dass es die Barfuß Community gibt. Da habe ich hilfreiche Tipps und Anregungen bekommen, meinen Füßen zu helfen. Die vordringlichste Frage ist für mich, wie ich mit dem Straßenpflaster umgehe. Ich habe mir also ein kleines Wohlfühlprogramm ausgedacht: warmes Fußbad, lockernde Massage, einfach nur baumeln lassen.

Baumeln lassen! Das geht sehr gut auf dem Pferd. Nach meinen beklemmenden Erfahrungen mit den Boots habe ich mich entschlossen, mit meinen Barfuß-Ballerinas in den Stall zu gehen. Gepaart mit Baumwollsöckchen kann ich damit recht lange im kalten Matsch stehen. Ich fühle mich mit meiner Entscheidung sehr wohl. Natürlich gab's auch schon über verschiedene Kanäle Kritik. So'n Pferd ist ja nicht gerade ein Fliegengewicht. Aber wer bin ich, anderen Menschen Anweisungen zu geben? Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss deshalb auch selbst entscheiden, welche Risiken er eingeht. Ich fühle mich mit meiner Entscheidung sehr wohl. Ich fühle mich Madeira noch stärker verbunden, wenn ich auch barfuß bin. Das wird ganz deutlich in den Fortschritten, die wir beide machen. Die basieren schließlich auf Vertrauen.

So flog mich denn gestern der Gedanke an auszureiten, und zwar ohne Sattel, barfuß und selbstverständlich ohne Trense. Kennst du das? Ohne Zusammenhang schießt dir eine Idee in den Kopf und du bist ganz sicher, dass dafür genau der richtige Zeitpunkt ist? So war es gestern bei mir. Ich bin also erst auf den Reitplatz gegangen, auf dem wir uns beide gelockert haben. Es macht mir immer großen Spaß zu sehen, wie Madeira auf meine Gesten reagiert und was sie mir so anbietet. Manchmal breche ich in schallendes Gelächter aus, weil sie mich dann an unseren Hund erinnert. Ich denke, dass die Indianer Pferde nicht ohne Grund "große Hunde" nennen. 

Bei unglaublichen drei Grad Plus und nahezu Windstille legte ich Madeira ihr peruanische Bosal an und schwang mich - dank meiner täglichen kleinen Yogaeinheit - ganz locker auf ihren Rücken. Es ist ein schönes Gefühl, sanft auf dem Pferderücken zu landen und nicht zu plumpsen. Da weiß ich, wofür ich meinen Körper trainiere, und mein Pferd findet es irgendwie auch besser, denn es bleibt stehen, bis der Auftrag zum Losreiten kommt. Wir sind eine kleine Feierabendrunde gegangen. Madeira ist auch niemals stürmich losgetrabt, sondern immer schön gesetzt. Da kann ich gar nicht anders, als mit Dauerlächeln auf dem Pferd zu sitzen. Ich vermute, dass meine locker hängenden Füße und die entspannte Beinmuskulatur zu diesem Erlebnis beitragen. Den Rest des Weges bin ich zu Fuß gegangen. Gott, war das herrlich, durch den weichen Matsch zu gehen, das Moos unter den Füßen zu spüren. Ich konnte sie förmlich aufatmen hören. Wunderbar zu spüren, wie sich die Muskeln entspannen, der Fuß wieder ganz weit wird.

Es sind so viele Kleinigkeiten, mit denen wir unser Leben schöner machen können.

Mittwoch, 9. März 2016

Fußgymnastik an der Ampel und Erlebnisgehen auf dem Parkplatz

Was machst du, wenn du an einer roten Ampel stehst und darauf wartest, dass sie endlich umspringt und du losgehen darfst? Bislang habe ich immer die vorbeifahrenden Autos angeschaut und darauf gewartet, dass es vorbei geht. Aber heute war ich zum ersten mal als Barfüßerin in der Mittagspause. Meine Füße haben in den letzten drei Wochen ein starkes Eigenleben entwickelt. Heute Mittag zum Beispiel stand ich mit einem mal auf den Außenkanten meiner Füße und habe Fußgymnastik gemacht. Tat das gut. Mach das mal in Schuhen! ;-)

Ja, ich hab's getan, bin barfuß zur Arbeit marschiert. Nachdem ich mir tagelang darüber den Kopf zerbrochen habe, was ich mit meinen Füßen im Büro mache, kam irgendwann Entwarnung. Ich habe hin und her überlegt, warum ich mich mit dem Gedanken, barfuß zum Einkaufen oder ins Büro zu gehen, so schwer tue, dabei war die Lösung ganz einfach. Sie war in mir. In einem entspannten Moment bei Madeira flog mich die Erkenntnis an, dass es überhaupt nicht um andere Leute geht, sondern nur um mich selbst. Ich wollte nicht barfuß ins Büro gehen. Nackte Füße sind für mich privat. Die haben im Job nichts zu suchen. Ich habe lange gebraucht, um im Sommer statt Pumps Sandaletten im Büro zu tragen. Wir haben keinen steifen Dresscode. Trotzdem, nackte Füße gehören in meiner Welt nicht ins Büro. Alles gut. ;-)

Mit meinen selbstgenähten Ballerinas bin ich auch sehr zufrieden. Sie sind nicht nur schön schwarz, sondern auch nur 2 mm stark. Perfekt! Das einzige, was nicht perfekt ist, ist das Wetter. Das ist soooo kalt morgens. Als ich gestern bei C-5 vor die Tür ging, fielen mich leise Zweifel an. Aber ich habe vom Parkplatz zur Firma nur zwölf Minuten Fußweg. Da habe ich in meinen ersten Barfußwochen ganz andere Zeiten gehabt. Aber es ist tatsächlich ein großer Unterschied, ob man auf Waldboden oder Hamburger Pflaster unterwegs ist. Der Waldboden ist nicht so kalt, wie Stein. Ich habe es vermutet, aber an den letzten beiden Morgen auch erfahren.

Aber es ist so interessant, durch Hamburg quasi barfüßig zu gehen. Was es da so alles gibt! Asphalt mit und ohne Split, kleine quadratische Betonsteine mit Poren, große Steine aus Waschbeton, große Steinplatten, geschliffenen Granit, Kopfsteinpflaster, die Fahrbahnmarkierungen, Querrinnen in der Fahrbahn. Meine Füße saugen diese neuen Informationen in sich auf. Sie schmiegen sich an kleine Erhöhungen und rollen über Kanten. Es ist so ein ganz anderes Gehen ohne die starre Sohle, die mich von der Erde trennt. Das Fühlen kommt wieder. Durch die Füße bekomme ich einen ganz anderen Zugang zu meiner Umwelt. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle mich wacher - nicht unbedingt ausgeschlafener - aber irgendwie offener für Eindrücke. Ich habe viele Ideen, bin entspannter in stressigen Situationen. Ich kann das alles gar nicht aufzählen. Am besten ist es, du probierst es selbst aus. Ich kann es mir überhaupt nicht mehr vorstellen, jemals wieder Schuhe anzuziehen. :-)

Samstag, 5. März 2016

Vor "normal" steht immer "anders"

Wer wagt gewinnt. Her mit der Veränderung!
Als ich 14 Jahre alt war, waren von heute auf morgen meine geliebten Schlaghosen out. Die Röhre war angesagt. Ich sah auf meine Füße herab. Sie kamen mir riesig vor, da sie nicht mehr unter den weiten Hosenbeinen verschwanden. Die Veränderung kam für mich über Nacht. Es war plötzlich normal, Röhrenhosen zu tragen. Menschen mit Schlaghosen wurden belächelt. Je mehr man sich von der Norm entfernt, desto irritierter reagiert der normale Mitmensch. Ich habe schnell Frieden mit der neuen Mode geschlossen. Enge Hosenbeine wurde normal.

Seit einigen Tagen tage ich mit mit diesem Thema herum: Welchen Einfluss hat "normal" auf mein Verhalten? Welchen Normen beuge ich mich und warum? Ich habe mich immer noch nicht getraut, barfuß zum Einkaufen zu gehen. Am Wetter kann es nicht liegen, ich bin schon bei ganz anderen Verhältnissen im Wald gewesen. Im Wald! Da liegt der Hund begraben. Oder besser nicht, denn der soll mich ja begleiten. ;-) Wie auch immer: Ich war dort alleine oder mit meinem Mann. Bei ihm kann ich davon ausgehen, dass er mir wohlgesonnen ist und deshalb keine blöden Kommentare abgibt. Aber was ist mit der Welt da draußen?

Grundsätzlich kann ja jeder sagen, was er möchte, denn wir haben alle differenzierte Ansichten von z. B. den Durchhalteparolen unserer Bundeskanzlerin oder über den Genuss von Fleisch. Da kann ich also nicht ansetzen. Muss ich wohl bei mir mal schauen. Was steckt hinter meiner Angst, ohne Schuhe Einkaufen zu gehen? Normal ist es, Schuhe zu tragen. Aber warum tragen wir Schuhe? Erstmal wohl, weil unsere Eltern sie uns angezogen haben. Als kleines Kind vertraut man den Eltern blind, so dass das Schuhetragen nicht in Frage gestellt wird. Das Verhalten wird also von klein auf trainiert, die Muster schreiben sich ins Unterbewusstsein.

Hast du das schon mal erlebt?

Der Wecker sollte eigentlich geklingelt haben, aber du hast ihn irgendwie nicht gehört. Dein Kind haut sich eben nochmal die Windel voll, obwohl es schon komplett angezogen ist und der Haustürschlüssel bereits im Schloss steckt. Die volle Kaffeetasse ergießt sich urplötzlich über deinen Anzug. WARUM! "Mist, ich bin zu spät!" Du gehst los und wunderst dich, warum dich die Menschen an der Bushaltestelle so kritisch, leicht amüsiert anschauen. Du checkst dein Äußeres. Alles gut: Kein Busenblitzer, keine Laufmasche - Hosenschlitz geschlossen ;-). Hilfe! Die Schuhe. Du trägt noch deine Biolatschen, mit denen du heute Morgen noch schnell bei der Mülltonne warst. Ja, so kann's kommen. Deine Umwelt ist irritiert. Du trägst nicht der Norm entsprechende Fußkleidung. Am Strand sind Badelatschen OK, aber nicht im Büro. Sogar in der Sauna laufen die Menschen mit Badelatschen, um Fußpilz zu vermeiden, obwohl dieser die richtigen Bedingungen erst in einem schön engen, miefigen Schuh findet.

Die anderen Menschen kann ich nicht ändern, also muss ich meine "Norm" überdenken. Ich trage Schuhe, um mich zu schützen: vor Kälte, spitzen Steinen, um mein Sprunggelenk zu stützen, um einen Behälter für meine Einlagen gegen die Knickfüße zu haben. Während der drei Wochen, die mein Experiment schon andauert, habe ich aber aus Erfahrung gelernt, dass diese Gründe mich schwächen. Ich laufe barfuß durch Schnee und Eis. Die Muskeln meines Fußes sind erwacht und verformen meinen Fuß ganz vortrefflich, wenn ich auf einen Stein trete. Die neu erstarkten Muskeln heben auch mein inneres Fußgewölbe an, so dass meine Knickfüße deutlich gemildert sind.

Also, warum gehe nicht nicht barfuß unter die Leute? 

In letzter Konsequenz kann ich diese Frage noch nicht beantworten. Ich werde also das Thema in kleine Aufgaben zerlegen. 

  • Step 1: barfuß zu Hause - erledigt
  • Step 2: barfuß spazieren gehen - erledigt
  • Step 3: barfuß in den Stall - erledigt
  • Step 4: barfuß in eine halboffizielle Situation - erledigt (zweitägiges Firmenseminar)
  • Step 5: barfuß eine Besorgung in der Öffentlichkeit erledigen
  • Step 6:
  • Step 7:
Wie die weiteren Schritte aussehen, hängt von meinem Mut ab, mich gegen die Norm und damit für meine Gesundheit zu entscheiden.

Es bleibt spannend. ;-)

Montag, 29. Februar 2016

Gewohnheiten sind ein mächtiges Instrument

Wer kennt ihn nicht, den inneren Schweinehund? Meist gründet der sich meiner Erfahrung nach auf Gewohnheiten. Gewohnheiten sind weder gut noch schlecht. Gewohnheiten sind einfach Prozesse, die unbewusst ablaufen, vergleichbar mit Makros in Excel. Da werden bestimmte Schritte aufgezeichnet und gespeichert. Während das Speichern bei Excel mit einem Klick erfolgt, benötigt unser Gehirn dafür etwas länger. Üben und Wiederholen sind hier die Zauberwörter.

Das Laufen haben wir solange geübt, bis wir nicht mehr umgefallen sind. Irgendwann wusste unser Körper, was er tun muss, wenn sich im Kopf der Gedanke formt: "Ich will da hin." Automatisch beugt sich der Oberkörper etwas vor, Arme und Beine begeben sich in Position, den Schwung des Vorwärtsdrangs in eine Vorwärtsbewegung umzuwandeln, die nicht auf dem Hintern endet.

Wenn ich eine Übung mit Madeira oft genug wiederhole, kennt sie die dazu gehörenden Stimmkommandos und meine Körpersprache. Wir üben seit einiger Zeit immer mal wieder den spanischen Schritt. Gestern musste ich feststellen, dass mein Pferd mir schon einen Schritt voraus ist. Während ich immer noch auf ihr Röhrenbein klopfte, um sie zum Anheben des Vorderfußes zu motivieren - was inzwischen manchmal schon allein auf den Stimmbefehl hin funktioniert - ist sie schon bei der Schulter angekommen. Ein leichter Tick auf die Schulter, und sie hebt das Vorderbein an. Super! Ein Pferd kann also auch Gewohnheiten ausbilden, die nicht ursächlich mit der Befriedigung der Grundbedürfnisse zusammenhängen. Wer schon mal eine Pferdeherde gesehen hat, die sich pünktlich am Tor der Weide zum Nachhausegehen versammelt, hat so eine Gewohnheit schon beobachtet. Wenn die Pferde nämlich jeden Tag zur gleichen Zeit in den Stall zum Füttern gebracht werden, stehen sie pünktlich bereit. Dieser Trigger kann aber auch die andere Dinge setzt werden: Die Pferde auf der Nachbarweide werden immer vorher reingebracht, der Trecker fährt vor, egal. Wichtig ist dabei nur eine bestimmte, sich wiederholende Reihenfolge.

Wenn man Gewohnheiten durchbrechen will, kann man also einfach die Reihenfolge ändern. Dafür muss man sich zuerst dieses "Makro" bewusst machen. Beim Barfußgehen setzen wir - aufgrund unserer Erfahrung mit Schuhen - zuerst mit der Ferse auf. Das ist nicht besonders schmerzhaft, da der Schuh den Aufprall absorbiert. Trotzdem schmerzten mir die Fersen nach Tagen in flachen Schuhen immer entsetzlich, so dass ich Pumps vorzog. Die Schmerzen in den Fersen waren weg, dafür entzündeten sich aufgrund der starken Belastung die Zehengrundgelenke. Ein Teufelskreis! Ich bin zum Ausgleich barfuß gegangen. Das hat aber nichts gebracht, weil ich weiterhin mit der Ferse zuerst aufgesetzt bin.

Den Ballengang zu lernen war ganz einfach, da mein Körper hier ja schon ein "Makro" hatte, auf das er zurückgreifen konnte. Zu Hause war es schwer, die Gewohnheit zu ändern. Ich musste mich stark auf das andere Bewegungsmuster konzentrieren und verspannte dadurch meinen Körper. Das gab Muskelkater! ;-) Als ich meinen ersten Ausflug in den Wald machte, merkte ich schnell, dass es hier mit dem Ballengang viel leichter ging. Warum? Einmal mit der Ferse auf ein Steinchen aufgesetzt, lernte ich schnell: "Ferse hoch!" So habe ich ganz schnell wieder zu dem alten Fortbewegungsmuster zurückgefunden. Jetzt klappt's auch zu Hause auf den glatten Böden. Das Bummern meiner Fersen ist Geschichte. Ich kann mich jetzt an meinen Mann anschleichen. ;-)

Gestern verspürte ich den dringenden Wunsch, barfuß mit Madeira
 zu Spielen. Das war eine ganz neue Erfahrung und sehr schön. Ich fühlte
mich noch verbundener mit ihr. Wir waren quasi auf Augenhöhe - beide barfuß.