Mittwoch, 2. Mai 2018

Vitamin-C-Bomben auf dem Seemoorhof

Endlich ist der Frühling da! Nach dem März wagte ich es kaum zu hoffen. Aber die Zeichen sind deutlich. Der Frühling kam in diesem Jahr nicht sacht übers Land. Es schien, als wenn Pflanzen und Tiere regelrecht auf der Lauer lagen und losschossen, als es das Startsignal gab.


Frühlingskräutersuche

Von jetzt auf gleich war der Boden von Grün bedeckt. Das eine oder andere Pflänzlein schien mir bekannt. Aber: Was kann man davon essen? Was ist für die Pferde genießbar? Da ich die Pflanzen nicht genau bestimmen konnte, musste eine Kräuterkundige her. Diese hatte ich in Kerstin Leperski schnell gefunden. Bevor ich also den Spaten ansetzte, um "Unkraut" zu entfernen und Kulturpflanzen einzusetzen, machten wir uns auf die Suche nach den grünen Schätzen. Zwei Jahre war der Hof nicht bewohnt - das merkt man. Der Waldboden ist bedeckt von Giersch. Wir fanden wilde Möhren, Vogelmiere, Sauerampfer, Breit- und Spitzwegerich ... Es schien kein Ende zu nehmen. 

Meine Gemüseabteilung

Ich kann es noch immer nicht glauben: Auf unserem Hof ist quasi die Gemüseabteilung. Ich muss gar nichts einkaufen: Brennnessel und Giersch kann man beispielsweise wie Spinat verwenden. Die Brennnesselblätter fritiere ich auch gern. Das gibt leckere Chips. Die gerösteten Samen streue ich in den Quark oder vor dem Backen auf Brötchen. Giersch schmeckt im Salat oder - die nicht ganz jungen Blätter kann man kurz kochen - als Suppe. Der Geschmack ähnelt einer Mischung aus Möhren und Petersilie. Schmeckt mir sehr gut. :-)

Alle Blätter machen sich gut im Salat. Aber die Vogelmiere hat den Vogel abgeschossen: Die schmeckt nach grünen Erbsen. Da tauchen schon Rezeptideen auf. ;-)
Kartoffelsuppe mit Champignons und Giersch

Kartoffelsuppe

Während der Suppenzeit habe ich gern Kartoffelsuppe in einer Basisversion im Kühlschrank, die wir nach Lust und Laune "anhübschen" können.

Die Suppe besteht zu zwei Dritteln aus mehligkochenden Kartoffeln und zu einem Drittel aus Sellerie. Die gare ich - gut mit Wasser bedeckt und etwas Salz - in einem Schnellkochtopf. Das Ergebnis wird mit reichlich Sahne püriert. Dann wird's speziell: Man kann ganz klein geschnittene Möhren in die heiße Suppe schneiden. Die garen etwas an, haben aber noch gut Biss. Porree oder Frühlingszwiebeln, Champignonscheiben, geräucherten Lachs, Wurst - egal, jeder wirft hinein, was er mag. Ich esse diese Kartoffelsuppe auch gern mit grünem Spargel. Auf dem Foto sieht man die Suppe mit frischem, jungem Giersch. Dazu habe ich ein kräftiges Nussbrot mit Butter geröstet. Das war sehr lecker. :-)


Kräuter für die Pferde

Nicht alles, was uns Menschen hilft, ist auch für Pferde gesund. Eine Pferdeapotheke aus heimischen Kräutern zusammenzustellen, ist deshalb mein nächstes Ziel. Ich werde mich also das Jahr über weiter durch die Kräuter futtern - zum Wohle unserer Pferde. So kann ich die Vielfalt, die die Natur bietet nutzen, ohne landschaftsfremde Pflanzen ansiedeln zu müssen.

Manche Kräuter - wie Gundermann - wirken bei Pferden giftig. Andere müssen von uns etwas vorbereitet werden: Pferde fressen sehr gerne Brennnesseln. Diese müssen aber vorher abgeschnitten und etwas angetrocknet werden, damit sie nicht mehr brennen. 

Bevor du deinem Pferd Wildkräuter gibst, informiere dich über ihre Wirkung. Neben diversen Büchern gibt es auch viele Informationen dazu im Internet.

www.seemoorhof.de/seminare




Sonntag, 11. Juni 2017

Welche Haltungsform ist die beste für mein Pferd?

Eine neue Freundin?
Je mehr ich über Pferde lerne, desto kritischer werde ich. Wissen verändert. Auch ich kann mich dem nicht verwehren.

Als ich Madeira kennen lernte, war sie gerade nach sieben Jahren Weidehaltung in einen Stall mit Box und täglichem Weidegang umgezogen. Sie hatte große Probleme, sich dort einzuleben. Ihr fehlten nicht nur ihre Bezugspersonen und ihre Herde, sie konnte auch die Box - das Eingesperrtsein - nur schwer ertragen. Madeira hat während der ersten Wochen stark gewebt und war sehr unausgeglichen. Irgendwann wurde es besser. Aber richtig entspannt hatte sie sich dann erst auf dem Forstgut Rehrhof. Sie wurde liebevoll betreut, hatte eine wirklich große Box, die täglich komplett gemistet wurde. Auch Pferde mögen es sauber. Im Übrigen ist die Matratzenstreu nicht nur schlecht für die Hufe, weil die permant in einer Ammoniaklauge stehen. Sie ist einfach zu weich, um dem Pferd physiologisch gut zu tun.

Bei meiner weiteren Stallsuche schied somit das Modell Box-Weide/Paddock aus. Ich konzentrierte mich jetzt auf Offenställe. Die gibt es aber in allerlei Spielarten:

Sommerweide

Endlich in der neuen Herde
Die Pferde stehen von Mai bis Oktober auf einer Weide. Sie können sich dort frei bewegen, haben Wasser und frisches Grün. Selten haben sie aber die Möglichkeit, sich unterzustellen. Auf manchen Weiden stehen große, alte Bäume, die Schutz bieten, aber meist steht die Herde in der Gegend herum. Auf einem Hof fragte ich nach einer Unterstellmöglichkeit bei starker Sonne oder Unwetter. Da wurde mir gesagt, dass sie so etwas tatsächlich mal hatten, aber die dominanten Pferde hätten den Rest der Herde am Unterstellen gehindert, so dass die Hütte wieder abgebaut wurde. Offensichtlich ist hier niemand auf die Idee gekommen, eine zweite oder dritte Unterstellmöglichkeit anzubieten. 

Manchmal frage ich mich wirklich, ob wir Menschen vernunftbegabte Wesen sein.

Aktivstall

Der Aktivstall schien mir die nächstmögliche Alternative. Die Pferde haben freien Zugang zu allen möglichen Plätzen, erhalten ihr Futter elektronisch gesteuert. Aber: Pferde sind nicht doof. Auf dem Rehrhof hatte Madeira auch schnell begriffen, dass das 12-Uhr-Läuten Abmarsch in Richtung Stall und Heu bedeutete. Und die Pferde im Aktivstall lernen auch schnell, dass es das Futter an einer betimmten Stelle gibt und warten dann dort so lange, bis der Chip wieder aktiviert ist. Wozu lange wandern, wenn man nur die Zeit totschlagen muss?


Paddock-Trail

Vor zwei Wochen ist Madeira zur Herde der Stute meines Mannes umgezogen. Hänger kam nicht in Frage, weil sie immer noch nicht ganz alleine hinein ging. So entscheid ich mich, die knapp 20 km als Wanderreiterin zu überwinden. Das lief ganz ausgezeichnet. Auf dem Weg konnte ich beobachten, wie Pferde wandern. Während ich neben Madeira herlief, nahm sie hier und da ein oder zwei maulvoll Grünes und ging dann weiter. Sie kaute im Gehen. Sowie ich auf ihrem Rücken war, graste sie nicht mehr. Sie kann das offensichtlich klar differenzieren. Pferde grasen auch in der freien Wildbahn während des Wanderns. An besonders leckeren Stellen verweilt die Herde etwas länger, bevor es weiter geht. Nach diesem Prinzip ist ein Paddock-Trail konzipiert. Die Pferde laufen auf einem endlosen Pfad, an dem sie an verschiedenen Stationen ihre Bedürfnisse befriedigen können. Futterstation, Sandbad, Wasserstellen und Unterstellmöglichkeiten wechseln sich ab. Die Futterstationen sind mobil, so dass man auch hier Variable hat. So können die Pferde gar nicht erst solche Marotten, wie oben beim Aktivstall beschrieben, bilden können.


Fazit: In unserem dicht besiedelten Land ist nach meinem jetzigen Kenntnisstand der Paddock-Trail allen anderen Haltungsformen vorzuziehen. Die Suche geht weiter.


Madeira ist im Offenstall angekommen und scheint wirklich glücklich zu sein. Schau selbst ...





Freitag, 31. März 2017

Einfach mal nur sein

Einfach mal nichts tun
Manchmal ist man einfach so in der Routine, dass man gar nicht mehr wahr nimmt, welchem Druck man stand hält. Um so wichtiger, einfach mal nichts zu tun. Das fällt zumindest mir nicht immer leicht. 

Das fing schon in der Kindheit an. Da ist der Mensch ja am ehesten noch fähig, einfach so mal nichts zu tun. "Träumst du?" "Hast du nichts zu tun? Du könntest mal aufräumen (wahlweise lernen oder andere sinnlose Tätigkeiten ausführen)." In der Schule ging es dann so weiter. In den sogenannten Pausen hetzte ich von Fachraum zu Fachraum. Wenn ich später im Job im Tun mal innehielt und nachdachte oder einfach nur vor mich hin stierte, kam bestimmt eine "nette" Kollegin - oder wahlweise Kollege - daher und fragte, ob ich nichts zu tun hätte. Leute, lasst das sein! Irgendwann muss man sein Gehirn doch leeren. Sogar mein Notebook nimmt sich die Zeit für Updates. ;-)

Gestern war so ein Tag, an dem mir meine Hatz mal wieder bewusst wurde. Eigentlich muss ich einen Tag zurückgehen. Ich kam am Vortag erst gegen 18 Uhr zum Stall, und Madeira war das letzte Pferd auf dam Paddock. Ich holte sie also runter zum Putzen. Sie war aber so hampelig, wie ewig nicht mehr. Ich schob es auf die Mondphase. ;-) Hunger und Durst konnte sie nicht haben, da auf dem Paddock noch Heu lag und die Selbsttränken nicht eingefroren sein konnten. (20 C) Da sie sich grundsätzlich bei mir sicher fühlt, konnte auch diese Grundbedürfnis nicht gefährdet sein. Ich hatte keine Erklärung - bis auf die Mondphase.

so geht Entspannung
Gestern wollte ich mal ausprobieren, ob sie vielleicht doch Hunger hat, wenn sie vom Paddock kommt. Ich habe sie also in die Box gestellt und wollte so lange warten, bis sie mit dem Fressen fertig ist - egal, wie lange das dauert. Während der Zeit saß ich entspannt in ihrer Boxentür und genoss das schöne Wetter. Nach etwa zwanzig Minuten war sie mit dem Fressen fertig, trank dann noch gefühlt einen See leer und war bereit für neue Abenteuer. :-) Ich habe sie lange und ausgiebig geputzt, sorgfältig das verklebte Winterfell an den Ellenbogen sauber gepult, gründlich das Fett von der Schweifrübe in die Haare gebürstet. Danach bisschen Bodenarbeit, damit der Motor ansprang und dann einen schönen Ausritt genossen. Mein Pferd lief wie 'ne Eins!

Fazit: Es lohnt sich, Zeit zu investieren, um bessere Ergebnisse zu erlangen.

Ist die Welt nicht schön?