Mittwoch, 9. März 2016

Fußgymnastik an der Ampel und Erlebnisgehen auf dem Parkplatz

Was machst du, wenn du an einer roten Ampel stehst und darauf wartest, dass sie endlich umspringt und du losgehen darfst? Bislang habe ich immer die vorbeifahrenden Autos angeschaut und darauf gewartet, dass es vorbei geht. Aber heute war ich zum ersten mal als Barfüßerin in der Mittagspause. Meine Füße haben in den letzten drei Wochen ein starkes Eigenleben entwickelt. Heute Mittag zum Beispiel stand ich mit einem mal auf den Außenkanten meiner Füße und habe Fußgymnastik gemacht. Tat das gut. Mach das mal in Schuhen! ;-)

Ja, ich hab's getan, bin barfuß zur Arbeit marschiert. Nachdem ich mir tagelang darüber den Kopf zerbrochen habe, was ich mit meinen Füßen im Büro mache, kam irgendwann Entwarnung. Ich habe hin und her überlegt, warum ich mich mit dem Gedanken, barfuß zum Einkaufen oder ins Büro zu gehen, so schwer tue, dabei war die Lösung ganz einfach. Sie war in mir. In einem entspannten Moment bei Madeira flog mich die Erkenntnis an, dass es überhaupt nicht um andere Leute geht, sondern nur um mich selbst. Ich wollte nicht barfuß ins Büro gehen. Nackte Füße sind für mich privat. Die haben im Job nichts zu suchen. Ich habe lange gebraucht, um im Sommer statt Pumps Sandaletten im Büro zu tragen. Wir haben keinen steifen Dresscode. Trotzdem, nackte Füße gehören in meiner Welt nicht ins Büro. Alles gut. ;-)

Mit meinen selbstgenähten Ballerinas bin ich auch sehr zufrieden. Sie sind nicht nur schön schwarz, sondern auch nur 2 mm stark. Perfekt! Das einzige, was nicht perfekt ist, ist das Wetter. Das ist soooo kalt morgens. Als ich gestern bei C-5 vor die Tür ging, fielen mich leise Zweifel an. Aber ich habe vom Parkplatz zur Firma nur zwölf Minuten Fußweg. Da habe ich in meinen ersten Barfußwochen ganz andere Zeiten gehabt. Aber es ist tatsächlich ein großer Unterschied, ob man auf Waldboden oder Hamburger Pflaster unterwegs ist. Der Waldboden ist nicht so kalt, wie Stein. Ich habe es vermutet, aber an den letzten beiden Morgen auch erfahren.

Aber es ist so interessant, durch Hamburg quasi barfüßig zu gehen. Was es da so alles gibt! Asphalt mit und ohne Split, kleine quadratische Betonsteine mit Poren, große Steine aus Waschbeton, große Steinplatten, geschliffenen Granit, Kopfsteinpflaster, die Fahrbahnmarkierungen, Querrinnen in der Fahrbahn. Meine Füße saugen diese neuen Informationen in sich auf. Sie schmiegen sich an kleine Erhöhungen und rollen über Kanten. Es ist so ein ganz anderes Gehen ohne die starre Sohle, die mich von der Erde trennt. Das Fühlen kommt wieder. Durch die Füße bekomme ich einen ganz anderen Zugang zu meiner Umwelt. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle mich wacher - nicht unbedingt ausgeschlafener - aber irgendwie offener für Eindrücke. Ich habe viele Ideen, bin entspannter in stressigen Situationen. Ich kann das alles gar nicht aufzählen. Am besten ist es, du probierst es selbst aus. Ich kann es mir überhaupt nicht mehr vorstellen, jemals wieder Schuhe anzuziehen. :-)

1 Kommentar:

  1. Ja diese Hemmschwelle gefühlt "nackt" vor den Leuten zu stehen muss man überwinden dann ist alles schön. Bei mir hatte es ungefähr ein viertel Jahr gedauert bis es mich nicht mehr störte. Mittlerweile erwisch ich mich sehr oft abends im Bett und mir fällt auf, das barfuß den ganzen Tag nicht Thema war (bei mir eigentlich schwierig da ich Gastronom bin). Sind wir mal als Familie unterwegs kommt oft genug der Vorschlag mich bei Spaziergängen 20/30 Meter vor zu schicken und meine Familie amüsiert sich über die Reaktionen. Ich selber bekomme Blicke schon kaum noch mit.

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