Samstag, 5. März 2016

Vor "normal" steht immer "anders"

Wer wagt gewinnt. Her mit der Veränderung!
Als ich 14 Jahre alt war, waren von heute auf morgen meine geliebten Schlaghosen out. Die Röhre war angesagt. Ich sah auf meine Füße herab. Sie kamen mir riesig vor, da sie nicht mehr unter den weiten Hosenbeinen verschwanden. Die Veränderung kam für mich über Nacht. Es war plötzlich normal, Röhrenhosen zu tragen. Menschen mit Schlaghosen wurden belächelt. Je mehr man sich von der Norm entfernt, desto irritierter reagiert der normale Mitmensch. Ich habe schnell Frieden mit der neuen Mode geschlossen. Enge Hosenbeine wurde normal.

Seit einigen Tagen tage ich mit mit diesem Thema herum: Welchen Einfluss hat "normal" auf mein Verhalten? Welchen Normen beuge ich mich und warum? Ich habe mich immer noch nicht getraut, barfuß zum Einkaufen zu gehen. Am Wetter kann es nicht liegen, ich bin schon bei ganz anderen Verhältnissen im Wald gewesen. Im Wald! Da liegt der Hund begraben. Oder besser nicht, denn der soll mich ja begleiten. ;-) Wie auch immer: Ich war dort alleine oder mit meinem Mann. Bei ihm kann ich davon ausgehen, dass er mir wohlgesonnen ist und deshalb keine blöden Kommentare abgibt. Aber was ist mit der Welt da draußen?

Grundsätzlich kann ja jeder sagen, was er möchte, denn wir haben alle differenzierte Ansichten von z. B. den Durchhalteparolen unserer Bundeskanzlerin oder über den Genuss von Fleisch. Da kann ich also nicht ansetzen. Muss ich wohl bei mir mal schauen. Was steckt hinter meiner Angst, ohne Schuhe Einkaufen zu gehen? Normal ist es, Schuhe zu tragen. Aber warum tragen wir Schuhe? Erstmal wohl, weil unsere Eltern sie uns angezogen haben. Als kleines Kind vertraut man den Eltern blind, so dass das Schuhetragen nicht in Frage gestellt wird. Das Verhalten wird also von klein auf trainiert, die Muster schreiben sich ins Unterbewusstsein.

Hast du das schon mal erlebt?

Der Wecker sollte eigentlich geklingelt haben, aber du hast ihn irgendwie nicht gehört. Dein Kind haut sich eben nochmal die Windel voll, obwohl es schon komplett angezogen ist und der Haustürschlüssel bereits im Schloss steckt. Die volle Kaffeetasse ergießt sich urplötzlich über deinen Anzug. WARUM! "Mist, ich bin zu spät!" Du gehst los und wunderst dich, warum dich die Menschen an der Bushaltestelle so kritisch, leicht amüsiert anschauen. Du checkst dein Äußeres. Alles gut: Kein Busenblitzer, keine Laufmasche - Hosenschlitz geschlossen ;-). Hilfe! Die Schuhe. Du trägt noch deine Biolatschen, mit denen du heute Morgen noch schnell bei der Mülltonne warst. Ja, so kann's kommen. Deine Umwelt ist irritiert. Du trägst nicht der Norm entsprechende Fußkleidung. Am Strand sind Badelatschen OK, aber nicht im Büro. Sogar in der Sauna laufen die Menschen mit Badelatschen, um Fußpilz zu vermeiden, obwohl dieser die richtigen Bedingungen erst in einem schön engen, miefigen Schuh findet.

Die anderen Menschen kann ich nicht ändern, also muss ich meine "Norm" überdenken. Ich trage Schuhe, um mich zu schützen: vor Kälte, spitzen Steinen, um mein Sprunggelenk zu stützen, um einen Behälter für meine Einlagen gegen die Knickfüße zu haben. Während der drei Wochen, die mein Experiment schon andauert, habe ich aber aus Erfahrung gelernt, dass diese Gründe mich schwächen. Ich laufe barfuß durch Schnee und Eis. Die Muskeln meines Fußes sind erwacht und verformen meinen Fuß ganz vortrefflich, wenn ich auf einen Stein trete. Die neu erstarkten Muskeln heben auch mein inneres Fußgewölbe an, so dass meine Knickfüße deutlich gemildert sind.

Also, warum gehe nicht nicht barfuß unter die Leute? 

In letzter Konsequenz kann ich diese Frage noch nicht beantworten. Ich werde also das Thema in kleine Aufgaben zerlegen. 

  • Step 1: barfuß zu Hause - erledigt
  • Step 2: barfuß spazieren gehen - erledigt
  • Step 3: barfuß in den Stall - erledigt
  • Step 4: barfuß in eine halboffizielle Situation - erledigt (zweitägiges Firmenseminar)
  • Step 5: barfuß eine Besorgung in der Öffentlichkeit erledigen
  • Step 6:
  • Step 7:
Wie die weiteren Schritte aussehen, hängt von meinem Mut ab, mich gegen die Norm und damit für meine Gesundheit zu entscheiden.

Es bleibt spannend. ;-)

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Katja,
    freut mich, daß es Deinen Füßen durch barfuß bereits besser geht :-)
    Für mich gilt es auch immer wieder, Normen zu hinterfragen, und vor allem Modenormen. Für mich gilt vor allem Pietätsverletzungen zu vermeiden sowie Rechte Dritter zu achten sowie natürlich das Gesetz. Alles andere gilt stets der kritischen Hinterfragung. Gehe auch öfter in den Mariendom barfuß beten, für mich eine wundervolle spirituelle Erfahrung; und der Dompfarrer geht still anerkennend vorbei. Jetzt weiß ich, was mich zB in meinem Einkaufszentrum noch an barfuß hindert, einzig und allein ich mich selbst und das Scheuen etwaiger Erklärungen. Barfuß in Bus und Bahn hab ich schon durch, andere Einkaufsmeilen auch... Schön, daß wir in die gleiche Richtung denken und unsere Erfahrungen teilen. Liebe Grüße zum Wochenende mit schönen Barfußerfahrungen Nico

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    1. Hallo Nico, danke. Das Barfußgehen bringt mich zu mir, ist eine Achtsamkeitsübung und öffnet den Geist. Unser Leben ist geregelt, umso wichtiger, diese immer mal wieder in Frage zu stellen. Ich bin froh, dass die Menschen, die vor mir lebten, das getan haben. Wer weiß, ob wir sonst immer noch im Winter hungern, in Höhlen leben und jung sterben würden.

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  2. Weiterhin viel Spaß beim Leben auf freien Füßen...�� Ich mache es schon seit 25 Jahren und versuche seit über 13 Jahren andere Menschen zu motivieren es mir gleich zu tun, u. a. durch mein BIGFOOT-Buch welches 2011 veröffentlicht wurde und durch diverse Veranstaltungen, z. B. auf Barfußpfaden oder bei Barfuß-Wildwanderungen ;-) Infos findet man hier bei www.barfuss-trend.de und bei www.naturfitness.de ��

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  3. Hallo Katja,

    Ich freue mich, dass ich zufällig auf dein Blog gestoßen bin. Ich laufe auch sehr gerne und viel Barfuß und stehe momentan vor den gleichen Problem das du beschreibst. Barfuß in der Stadt laufen und zu "offiziellen Gelegenheiten". Zu hause laufe ich immer barfuß, in der Natur, vor allem bei dem schönen Wetter jetzt auch fast immer (wenn die Wege es zulassen... böser Rollsplitt...). Auf der Arbeit geht es in meinem Job leider nicht und wenn ich in der Stadt barfuß herumlaufe hat mein Mann etwas dagegen... mit ihm will ichs mir natürlich auch nicht vergraulen ;-)

    Wie gehst du denn momentan damit um. Dein Artikel ist ja schon vom März. Hat sich etwas an deiner Einstellung geändert? Läufst du jetzt auch mehr in der Stadt barfuß?

    Vielleicht hast du ja Lust mal auf meinem Blog vorbei zu schauen. Da habe ich vor kurzem auch einen Artikel über das Barfußlaufen in der Stadt geschrieben. www.barfuss-familie.de

    Liebe Grüße, Ilka

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