Montag, 29. Februar 2016

Gewohnheiten sind ein mächtiges Instrument

Wer kennt ihn nicht, den inneren Schweinehund? Meist gründet der sich meiner Erfahrung nach auf Gewohnheiten. Gewohnheiten sind weder gut noch schlecht. Gewohnheiten sind einfach Prozesse, die unbewusst ablaufen, vergleichbar mit Makros in Excel. Da werden bestimmte Schritte aufgezeichnet und gespeichert. Während das Speichern bei Excel mit einem Klick erfolgt, benötigt unser Gehirn dafür etwas länger. Üben und Wiederholen sind hier die Zauberwörter.

Das Laufen haben wir solange geübt, bis wir nicht mehr umgefallen sind. Irgendwann wusste unser Körper, was er tun muss, wenn sich im Kopf der Gedanke formt: "Ich will da hin." Automatisch beugt sich der Oberkörper etwas vor, Arme und Beine begeben sich in Position, den Schwung des Vorwärtsdrangs in eine Vorwärtsbewegung umzuwandeln, die nicht auf dem Hintern endet.

Wenn ich eine Übung mit Madeira oft genug wiederhole, kennt sie die dazu gehörenden Stimmkommandos und meine Körpersprache. Wir üben seit einiger Zeit immer mal wieder den spanischen Schritt. Gestern musste ich feststellen, dass mein Pferd mir schon einen Schritt voraus ist. Während ich immer noch auf ihr Röhrenbein klopfte, um sie zum Anheben des Vorderfußes zu motivieren - was inzwischen manchmal schon allein auf den Stimmbefehl hin funktioniert - ist sie schon bei der Schulter angekommen. Ein leichter Tick auf die Schulter, und sie hebt das Vorderbein an. Super! Ein Pferd kann also auch Gewohnheiten ausbilden, die nicht ursächlich mit der Befriedigung der Grundbedürfnisse zusammenhängen. Wer schon mal eine Pferdeherde gesehen hat, die sich pünktlich am Tor der Weide zum Nachhausegehen versammelt, hat so eine Gewohnheit schon beobachtet. Wenn die Pferde nämlich jeden Tag zur gleichen Zeit in den Stall zum Füttern gebracht werden, stehen sie pünktlich bereit. Dieser Trigger kann aber auch die andere Dinge setzt werden: Die Pferde auf der Nachbarweide werden immer vorher reingebracht, der Trecker fährt vor, egal. Wichtig ist dabei nur eine bestimmte, sich wiederholende Reihenfolge.

Wenn man Gewohnheiten durchbrechen will, kann man also einfach die Reihenfolge ändern. Dafür muss man sich zuerst dieses "Makro" bewusst machen. Beim Barfußgehen setzen wir - aufgrund unserer Erfahrung mit Schuhen - zuerst mit der Ferse auf. Das ist nicht besonders schmerzhaft, da der Schuh den Aufprall absorbiert. Trotzdem schmerzten mir die Fersen nach Tagen in flachen Schuhen immer entsetzlich, so dass ich Pumps vorzog. Die Schmerzen in den Fersen waren weg, dafür entzündeten sich aufgrund der starken Belastung die Zehengrundgelenke. Ein Teufelskreis! Ich bin zum Ausgleich barfuß gegangen. Das hat aber nichts gebracht, weil ich weiterhin mit der Ferse zuerst aufgesetzt bin.

Den Ballengang zu lernen war ganz einfach, da mein Körper hier ja schon ein "Makro" hatte, auf das er zurückgreifen konnte. Zu Hause war es schwer, die Gewohnheit zu ändern. Ich musste mich stark auf das andere Bewegungsmuster konzentrieren und verspannte dadurch meinen Körper. Das gab Muskelkater! ;-) Als ich meinen ersten Ausflug in den Wald machte, merkte ich schnell, dass es hier mit dem Ballengang viel leichter ging. Warum? Einmal mit der Ferse auf ein Steinchen aufgesetzt, lernte ich schnell: "Ferse hoch!" So habe ich ganz schnell wieder zu dem alten Fortbewegungsmuster zurückgefunden. Jetzt klappt's auch zu Hause auf den glatten Böden. Das Bummern meiner Fersen ist Geschichte. Ich kann mich jetzt an meinen Mann anschleichen. ;-)

Gestern verspürte ich den dringenden Wunsch, barfuß mit Madeira
 zu Spielen. Das war eine ganz neue Erfahrung und sehr schön. Ich fühlte
mich noch verbundener mit ihr. Wir waren quasi auf Augenhöhe - beide barfuß. 

2 Kommentare:

  1. Auf leisen Sohlen daher zu kommen, ist doch einfach schön. Und der Ballengang hat doch auch seine eigene Eleganz :-)

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  2. Ballengang lässt sich eigentlich in einen Satz zusammenfassen:


    "Sie laufen immer dann im Ballengang, wenn die Anziehbewegung des Fußes in Richtung Schienbein entfällt."


    Quelle:
    http://www.faszien-senmotic.de/2015/10/09/der-ballengang-im-focus/

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