Freitag, 19. Februar 2016

Was ich selber denk' und tu' ...

... trau' ich auch den Andren zu.

Meine Entscheidung, barfuß zu laufen, war spontan. Bekenntnisse sind schnell in der Welt, aber wie geht es dann weiter? Ich war total motiviert, an meinem ersten Tag direkt ins Dorf zum Einkaufen zu fahren - barfuß. Aber es war eindeutig zu kalt. So beschränkte ich mich auf Haus und Hof. Als ich mich gestern auf den Weg in den Wald machte, kam ich mir ganz verwegen vor. Ich achtete darauf, dass mich ja kein Nachbar sah. "Was macht die denn schon wieder Verrücktes?" Abends war ich zu einer Jubiläumsfeier nach Hamburg eingeladen. Da bin ich dann lieber in Highheels geschlüpft. Ich wollte die Leute nicht überfordern.

Aber, dann kam es ganz anders! Nachdem ich vorsichtig mein Coming Out in Sachen Barfußlaufen vorbereitet hatte, schlug mir Interesse oder zumindest Verständnis entgegen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Heute kam dann endlich der große Tag, in der Öffentlichkeit Farbe zu bekennen. Ich war zu einem Kurs in Hamburg und ganz überrascht, wie wenige scheele Blicke ich ob meiner Barfüßigkeit erntete. Der Kurs war in einem Nähladen. Drei Kunden erbaten sich von mir Rat. Die haben vielleicht gedacht: "Wenn die hier barfuß herumläuft, muss sie zum Personal gehören." ;-)

Denke ich einfach zu schlecht von meinem Mitmenschen? Was sagt dieses Denken über mich aus? Bin ich tatsächlich so tolerant, wie ich meine zu sein? Ist Toleranz vielleicht einfach nur Trend, und ich schwimme mit? Auwei, das ist harter Tobak. Da muss ich noch eine Weile drüber nachdenken. Vielleicht war es auch einfach der falsche Zeitpunkt. Wenn ich am ersten Tag losgegangen wäre, voller Motivation und davon überzeugt, das Richtige zu tun - wer weiß ...

Wie auch immer, ich höre einfach auf mein Inneres. Das schlägt schon Alarm, wenn mir etwas nicht gut tut. Und ich werde künftig auch mehr drauf achten, ob ich Menschen wegen Äußerlichkeiten deklassiere.

Aber jetzt mal wieder zu den Fakten meines gestrigen Abendausflugs: Der Weg vom Restaurant zum Auto war sehr interessant. Wir mussten eine Holzbrücke überqueren mit quer gefrästen Furchen. Das Holz war leicht überfroren, also glatt für meine Highheels. Danach auf dem Kopfsteinpflaster war es nicht viel besser. Vorsichtig bin ich zum Auto getrippelt. Da bin ich barfuß deutlich energischer. Ich wollte die Schuhe ausziehen, weil ich mir sicher war, dass mir barfuß nichts Schlimmes passieren kann, aber der Weg war mir ohne meine Huaraches zu lang. Im Auto habe meine Füße schnell in die Freiheit entlassen - Heizung an und gut. :-) Einfach mal aus der Komfortzone befreien, das macht mir Spaß!

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