Sonntag, 21. Februar 2016

Let it be

Auch Füße müssen das Loslassen lernen
Loslassen - davon sangen schon die Beatles vor ewigen Zeiten. Loslassen ist in aller Munde und total aktuell, steigt die Zahl der depressiven Mensch doch in jedem Jahr:

  • die erwachsenen Kinder loslassen
  • alte Gewohnheiten loslassen
  • vermeintliche Pflichten loslassen
  • eine alte Liebe loslassen


Manchmal geht es aber auch um das Loslassen im direkten Sinne, physisch. Das merkte ich die beiden Male, die ich bisher mit meinen Huaraches unterwegs war. Am rechten Fuß drückte mich jedes Mal der Knoten. Der ist nicht dicker als auf der linken Seiten und befindet sich zwischen dem großen und dem zweiten Zeh. - Ist das jetzt der Zeigezeh? Also: großer Zeh, Zeigezeh, Mittelzeh, Ringzeh und kleiner Zeh, wenn ich das Bezeichnungssystem der Hand übernehme. Warum heißt es dann nicht Daumenzeh? Und warum gibt es keinen schönen Namen für den kleinen Finger, den wir dann auf den kleinen Zeh übertragen könnten? Wir brauchen Namen für unsere Zehen! - Wie auch immer, in diesem Zwischenraum zwischen dem großen Zeh und seinem Nachbarn sitzt der Knoten der Schnur, mit der ich die Huaraches gebunden habe. Das hat ganz schön gedrückt beim Aufsetzen des Vorfußes. Ich versuchte also, meine Muskeln zu entspannen. Ich habe meinen Fuß gebeten, einfach mal nichts zu machen - fällt mir immer schwer, aber meine Körperteile sollen das bringen. Frechheit! - Aber mein Fuß konnte das - einfach nicht mehr festhalten. Als er die Schnur zwischen den beiden Zehen spürte, hat der wohl gleich auf Flipflop-Programm umgeschaltet und sich brav an die Sohle geklammert. Bislang dachte ich immer, dass Flipfloplaufen gut für mich ist. Aber die Füße konnten sich dabei nachweislich nicht entspannen.

Ich habe erwartet, dass meine Füße vom Barfußlaufen entspannter werden und so auch die Schuhe besser "vertragen". Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Schon in den ersten Tagen, hatte ich beim Tragen von Schuhen den Gedanken: "Ausziehen!" Der ganze Körper fühlt sich ohne die Schuhe viel freier an. Als ich neulich im Restaurant war, bin ich unterm Tisch sofort aus meinen Highheels gestiegen. Meine Füße entwickelten dort ein Eigenleben. Sie bewegten sich eigenständig, so dass sie warm blieben. Sind Füße autonom? Gibt es ein Überlebensprogramm in unserer DNA, dass uns unbewusst in Bewegung hält, wenn's zu kalt wird? Warum bewege ich mich nicht, wenn ich am Schreibtisch sitze? Wenn mir zu kalt ist, ziehe ich mir eben noch eine Jacke über. Manchmal komme ich auf die Idee, die Treppe einmal runter und wieder hoch zu laufen. Aber nur ganz selten. ;-) Inzwischen ist das anders. meine Füße bewegen sich immer mal wieder, Die Zehen wackeln, der Fuß bewegt sich hin und her. Das war in Socken auch nicht so intensiv. Vielleicht können Füße das Überlebensprogramm nicht starten, wenn sie in Hüllen stecken, sind paralysiert? Na, ich werde das gewiss nicht erforschen, aber die Beobachtung finde ich interessant.

Meine Wahrnehmung hat sich verändert. Ich merke jetzt beim Stehen, dass ich Knickfüße habe. Früher habe ich das nur im Spiegel gesehen. Ich bin gespannt, ob sich da was tut. Abgeknickte Sprunggelenke wirken sich auf die Statik des ganzen Körpers aus. Das habe ich leidvoll erfahren, als ich Einlagen zur Korrektur dieser Fehlstellung verordnet bekam. Ich habe mich dann gegen die Einlagen für Schmerz- und Bewegungsfreiheit entschieden - und für Knickfüße.  ;-)

Heute morgen habe ich nach zwei Tagen Pause mal wieder mein Morgenyoga gemacht. Dabei war ich ganz überrascht, wie stabil ich in den Kriegerpositionen war. Meine Muskeln scheinen aktiver zu sein und den Körper besserauszubalancieren. Das ist eine gute Entwicklung, die ich natürlich im Auge behalten werde.

Kurz zum Yoga: Es gibt ganz tolle Videos bei Youtube. Mit diesem starte ich in den Tag. Es dauert eine gute Viertelstunde und streckt die im Schlaf verkürzten Muskeln  ganz wunderbar.


6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Katja, nun klappt es auch mit dem Posten. Ja, das Problem mit dem Knickfuessen hatte ich auch, und ich muß wirklich sagen, seitdem ich nicht nur im Sport barfuß bin, was ich schon immer tat und liebte, sondern meinen Alltag mehr oder weniger barfuß bestreite, hat sich das fast normalisiert. Ich denke manche der Fußprobleme kriegt man echt barfuß wieder hin. Socken sind schon lange ganz aus meinem Privatbereich verschwunden,ich mochte sie nie und war schon lange vor dem jetzigen Ganzjahresbarfussmodetrend immer barfuß in den Schuhen, wenn ich denn welche anhatte. Flipflops liebe ich sehr und habe mit ihnen eher keine Probleme, werde mir aber für die Momente, wo nicht ganz barfuß geht, nach Deinem Vorbild Huaraches zulegen, die auch für Männer tragbar sind(und wenn einige meinen nicht, so what !) :-) Aber mein hauptsächlicher Wunsch ist es barfuß zu sein und meinen Zehen die Freiheit zu gewähren, die sie benötigen. Und Du hast vollkommen recht, die Zehen kommen in Bewegung, wenn man sie frei läßt. Ich nehme auch viel mit den Füßen wahr, mit baren Füßen spürt man mehr und kann seiner Feinsinnigkeit ihren Lauf lassen. Habe nebenbei die Erfahrung gemacht, daß viele sensible Menschen zumindest irgendetwas barfuß machen, sei es Musik oder Sport. Und umgekehrt habe ich festgestellt, daß barfuessig e Menschen meist sensibel sind. Ja nochmal zu den Bezeichnungen der Zehen zu kommen mach ich das auch so, wie von Dir angeführt, wobei ich die Bezeichnung "kleiner Zeh" ja nett finde, "großer" Zeh eher etwas grob, zumal meine glücklicherweise auch nicht so groß sind und so mehr meinem Begriff von Ästhetik entsprechen. Dir liebe Grüße stets auf freien Füßen :-) Nico aus Hamburg

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  2. Danke für dein ausführliches Statement, Nico. Die Anleitung für die Huaraches mache ich morgen fertig. Dann kannst du auch loslegen mit dem Selbermachen. :-)

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  3. Hallo, liebe Katja, tolle Idee, deine Barfuß-Erfahrungen in einem Blog festzuhalten.

    Ich bin jetzt seit etwas mehr als 5 Monaten barfuß unterwegs. Mehr oder weniger (auch mir ist noch sehr oft zu kalt...) Aber es gibt kein zurück mehr! Unterm Tisch habe ich die Schuhe immer aus und das Thema "kalte Füße" fühlt sich inzwischen auch ganz anders an, als früher. Manchmal sind sie kühl und alles ist ok. Ich wünsche uns ganz, ganz viele Barfüßer und dass es irgendwann normal wird. Denn gesund ist es allemal und einen Draht zum Innenleben bekommt man außerdem dazu geschenkt. :-)

    Einziger kleiner Nachteil - man muss auch sehr viel lernen über die, die SOOOOOOOOOOO verrückt sind nach den "schwarzen" Sohlen :-/ Die können einem etwas auf den Geist gehen. Aber dann muss Frau wohl auch hier etwas lernen. :) Lieber Gruß von Anja

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    1. Hallo Katja, hallo Anja, die "Schwarzesohlenfraktion" ist in der Tat sehr speziell, zumal sie einen ja einfach ungefragt zutexten, da sie meist distanzlos sind. Habe dieses auch als Mann erlebt und sogar eindeutige Posts aus dem Ausland bekommen. Hab ich aber alle geblockt und entsprechende Kommentare zu geschrieben. So nun haben wir das hier auch mitdiskutiert in der Hoffnung, daß sie sich nicht auf diesen schönen Blog verirren. Beste Grüße Nico

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    2. Ja, Katja, wenn es noch nicht ohne geht ziehe ich entweder Uggs an (da ist genug platz und man hat sie rasch ausgezogen) oder Barfuß Stiefel. Aber nur bei längeren outdoor Aktivitäten. Einkaufen geht gut ohne ��

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