Freitag, 26. Februar 2016

Muss es immer ein Industrieprodukt sein?

Meine Oma wurde vor dem 1. Weltkrieg geboren. Sie musste mehrmals ihr Geld gegen eine neue Währung eintauschen. Sie hat außerdem die "Diktatur des Proletariats" in der DDR durchgestanden und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft in Mecklenburg erlebt. Ja, meine Oma hat viel erlebt - und gelernt. Sie hat immer versucht, unabhängig von der Industrie zu bleiben. In ihrem großen Garten standen mehrere große, alte Obstbäume, deren Früchte zu Kompott verarbeitet wurden. Nachdem meine Oma starb, habe ich im Keller eingeweckte Pflaumen gefunden, die fünfzehn Jahre alt waren. Der Saft war geliert, aber das Obst schmeckte immer noch lecker. Oma hat immer mindestens ein Jahr im Voraus gedacht. Von ihr haben wir Kinder gelernt, nicht alles gleich wegzuschmeißen, wenn es kaputt ist oder im Moment nicht mehr gebraucht wird. Natürlich benötigt man für den Luxus der Lagerhaltung für Sachen "die man später noch mal brauchen kann" Platz. Aber den hatte sie.

Inzwischen kann auch ich einige Lebenserfahrung aufweisen. Fünf Jahrzehnte, sind schon ein Zeitraum, in dem sich Einiges ereignen kann. Ich bin also in der DDR aufgewachsen, habe dort gelernt, das Abfall kein Müll ist und alles gesammelt, was gebraucht wurde: leere Flaschen, Alufolie, alte Nägel gerade geklopft, Mauersteine abgeputzt zur späteren Verwendung beim Eigenheimbau meiner Eltern. Unsere Milch gab's in Pfandflaschen, zum Einkaufen nahmen wir Tasche oder Netz mit. (Die musste man immer zur Hand haben, falls man mal zufällig auf einen Bananenverkauf oder Ähnliches zukam.) Ich fand das nicht schlimm, da ich es nicht anders kannte und keinen Vergleich hatte. Dabei habe ich aber auch gelernt, viele Sachen selber zu machen. Für meine beiden kleinen Töchter bekam ich keine Kleidchen. Also habe ich begonnen, diese auf Omas alter Pfaff (mit Treten) zu nähen. Ich habe gelernt, alles, was mir unter die Finger kam, auf sein Potential einer möglichen späteren Verwendung hin zu betrachten. Das macht meinen Mann manchmal irre, weil ich Sachen aufhebe, die er nicht im Haus lassen würde, aber meist schlägt auch diesen über kurz oder lang wieder die Zeit, und ich hole sie aus der Versenkung.

Dieser Wunsch nach Selbermachen ist tief in mir verwurzelt. Als ich mit dem Barfußlaufen anfing, merkte ich schnell, dass ich etwas Schutz für meine Fußsohlen brauchte, denn Minusgrade, Eis und Schnee waren diese nicht gewohnt. Anregungen bekam ich von verschiedenen Barfußläufern. - Danke dafür. :-) - Nachdem ich wusste, was ich brauchte, war es ganz leicht. Am zweiten Barfußtag führte ich bereits meine eigenen Huaraches aus. Sie bestanden bravourös in Eis und Schnee. Gestern bin ich mit meinem Prototyp Ballerinas unterwegs gewesen. Da muss ich noch einige Modifikationen vornehmen, um ganz zufrieden zu sein.

Heute war ich wieder mit den Huaraches im Wald. Der Schnee ist getaut, aber C+2 ist immer noch nicht so richtig warm. Meine Füße sind schon deutlich besser mit dem Schotter klargekommen. Einen Fersenauftritt spürte ich nur einmal. Es wird! :-)

Falls du Lust hast, deine Huaraches auch selbst zu machen, Habe ich eine Videoanleitung für dich erstellt. Das Material kann du hier bekommen.




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